War immer international unterwegs: Gabrielle Costigan.

Foto: Daniel Shaked / Freistellung: Der Standard

"Ich war mir vor zwölf Jahren sicher, dass ich nur zwei Jahre in Österreich bleiben werde. Ich bin ein Sydney-Girl, die meisten meiner Kollegen sind nach dem Studium nach Asien gegangen, und ich dachte, es ist ein Great Adventure, nach Europa zu gehen. Das Credo war ja: Geh am Anfang deiner Karriere ins Ausland.

Ich habe sehr spartanisch gelebt im siebenten Bezirk in Wien, aber ich konnte alles zu Fuß erreichen – und der Public Transport hier ist ein Luxus; dass ich kein Auto kaufen musste, war eine echte Befreiung! Aber ich habe mich die ersten zwei Jahre hier geweigert, Deutsch zu sprechen. Ich konnte die Basics – meine Eltern haben in den 60er- und 70er-Jahren in Stuttgart gelebt. Aber hier in Wien dachte ich: Okay, ich kann etwas bestellen, und meine Arbeitssprache ist sowieso Englisch.

Ich war ja von Accenture versandt, um die Konsumgüterberatung in der EMEA-Region aufzubauen. Und ich war daher sehr viel im Flieger. Stewardessen und Stewards kamen mit Zeitungen. Erst habe ich nur Financial Times und Wall Street Journal genommen. Dann habe ich meinen Partner in Wien kennengelernt, und irgendwann kam der Klick im Kopf: ich muss jetzt Deutsch lernen, und zwar so, dass man nicht gleich merkt, dass ich Ausländerin bin. Man möchte sich ja authentisch ausdrücken. Also habe ich Presse, STANDARD und Krone genommen im Flieger. Krone war leicht zu verstehen, aber nicht meins. Die Presse hatte für mich eine sehr komplizierte Sprache, deutsche Sätze sind ja überhaupt sehr lang. Im STANDARD habe ich dann eine Kolumne entdeckt, das war die von Karin Bauer im KarrierenSTANDARD, das war für mich so to the point und very structured. Das war immer refreshing. Ich habe die Kultur verstehen gelernt und bin auf andere Artikel im STANDARD gekommen. Ich habe mich zum Reden in Deutsch entschlossen – als ich dann zur OMV für Middle East gewechselt bin, hatte ich mich schon sehr verbessert. Obwohl: Ich finde, wirklich integriert ist man, wenn man Wortspielereien und den Wiener Humor versteht. Ich übersetze immer noch sehr stark Witze aus dem Englischen. Jedenfalls: Dann sitze ich heuer in einer Jury für Wexelerate, neben mir sitzt eine Dame. Ich dachte: so familiar, so trustworthy – wer ist das? Und so haben wir uns tatsächlich kennengelernt, denn das war Karin Bauer, die Dame vom Bild zur Kolumne damals im Flieger.

Ich finde Österreich ist in den letzten Jahren internationaler geworden. Ich bin daher auch geblieben, weil ich mit meinen internationalen Erfahrungen viel machen konnte und kann. Ich bringe gerne operative Geschäfte vorwärts und weiß wie Grassroots funktionieren, kenne die strategischen Anforderungen." (22.10.2018)