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Lewis Hamilton kann es erwarten.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/CHARLES COA

Austin – Ferrari hat die WM-Krönung von Lewis Hamilton nochmals verschoben, doch Sebastian Vettel hat in Austin trotzdem zu den Geschlagenen gezählt. Der Starpilot der Scuderia sparte nach Platz vier im viertletzten Saisonlauf direkt hinter Hamilton nicht mit Kritik – auch an sich selbst. Denn Vettel hätte auch gewinnen können. So aber ging der Triumph an seinen unglaublichen Teamkollegen Kimi Raikkönen.

Noch am Sonntag bilanzierte Vettel die nächste so gut wie unerfüllte Ferrari-Mission. "Am Ende sieht es viel schlimmer aus als es war", sagte der 31-jährige Deutsche an der Rennstrecke und sparte nicht mit indirekter Kritik auch am Team. Zu lange habe es gedauert, bis sich der Formel-1-Wagen wie in Austin mit Räikkönen am Steuer wieder als siegfähig erwiesen habe.

Falsche Entwicklungsrichtung

Es könnten keine guten Nachrichten sein, wenn man zu einer drei Monate alten Baureihe des Autos zurückkehren müsse, sagte Vettel und haderte mit einer falschen Entwicklungsrichtung. "Es gibt vieles, das wir uns im Winter anschauen müssen, dazu gehöre ich auch", sagte er auch selbstkritisch. "Ich habe keine Probleme, die Fehler zuzugeben, die ich gemacht habe."

Endgültig aufgeben will er den WM-Kampf gegen Beinahe-Weltmeister Lewis Hamilton und Mercedes zwar noch nicht. "Geringer", seien seine Chancen nun geworden, räumte er nach der vertagten Krönung von Hamilton aber ein. Der Brite ging im Gegensatz zu Vettel in den USA nur kalkuliertes Risiko ein und kam wegen seiner Reifenprobleme trotz Pole nur als Dritter hinter Räikkönen und Max Verstappen (Red Bull) ins Ziel. Aber immer noch einen Rang vor seinem WM-Rivalen. "Du gewinnst keine Meisterschaften mit dummen Zweikämpfen und dummen Fehlern", betonte Hamilton mit Blick auf seine eigene Rennstrategie in Austin. Es könnte auch als Wink an Vettel verstanden werden.

Platz sieben reicht Hamilton imn Mexiko

Am kommenden Sonntag in Mexiko-Stadt, wo er schon vor einem Jahr den Titel perfekt gemacht hatte, braucht Hamilton selbst bei einem Vettel-Sieg nur noch fünf Punkte – mindestens Platz sieben – für den fünften WM-Triumph seiner Karriere. Gewinnt Vettel nicht, steht Hamilton unabhängig von seiner Platzierung als neuer Champion fest.

Ob Vettels Wheelbanging mit dem Red Bull von Daniel Ricciardo samt folgendem Dreher gleich in der ersten Runde zur Kategorie dumme Fehler zählte, darüber kann man diskutieren. Dass er nach seinem Crash mit Hamilton in Monza und seinem Crash mit Max Verstappen in Suzuka auch in Texas mit einem Konkurrenten zu Beginn kollidierte, ist Fakt. "Es ist das dritte Mal, dass ich auf gleicher Höhe und derjenige war, der sich dreht", sagte Vettel. Drei Mal in den vergangenen fünf Rennen, wohlgemerkt.

Hamilton steckte zurück

Der Starpilot der Scuderia gerät angesichts seines voraussichtlich vierten titellosen Jahres immer mehr unter Druck. Sein Manöver gegen Ricciardo werteten er und die Rennkommissare als Rennunfall. Ob die Attacke mit Risiko-Potenzial aber so früh überhaupt nötig war, ist fraglich.

Anders geht Hamilton an das Thema heran. Als er zwei Runden vor Schluss mit einer Attacke gegen Verstappen und womöglich auch noch gegen Räikkönen auf Sieg hätte fahren und damit auch den Titel klarmachen können, schätzte der 33-Jährige bei einem kurzen Antastversuch das Risiko ab – und zog zurück. "Wenn es direkt gegen Seb gewesen wäre um die WM, wäre ich aggressiver gewesen, das war jetzt aber nicht nötig. Der Schlüssel war, wenigstens vor Seb ins Ziel zu kommen", erklärte Hamilton, warum er sich leichtgetan hatte, den ersten "Matchball" ausgelassen zu haben.

Wie lange er noch brauche, um den Titel klarzumachen, sei ihm egal. Dass er ihn gewinne, sei entscheidend. Und nicht Vettel. Dieser versicherte: "Wir haben viel zu tun. Ich bin mir aber sicher, wir tun, was zu tun ist, um an die Spitze zu kommen." (APA, 22.10.2018)