Anna Veith: "Auf der einen Seite sehe ich, wie gut es mir wieder geht, und dass ich wieder geschafft habe, das zu machen, was ich gern tue. Auf der einen Seite war es eine harte Zeit."

Foto: APA/EXPA/MICHAEL GRUBER

Sölden – Nach vier Jahren und ihrem Sieg 2014 wird Anna Veith erstmal wieder einen Riesentorlauf in Sölden bestreiten und damit beim Saisonauftakt des alpinen Ski-Weltcups dabeisein. Mit dem Berg hat sie längst ihren Frieden geschlossen, einige Male nach der wenige Tage vor dem Saisonauftakt 2015/16 dort auf den Trainingshang zugezogenen schweren Knieverletzung war sie bereits wieder am Rettenbachferner.

Das Gute sei, dass sie sich damals nicht am Rennhang verletzt habe, erklärte Veith. Deshalb hoffe sie, dass am Samstag keine Schwierigkeit auftauchen werde. "Denn das Sölden-Rennen an sich ist ja schon schwierig genug." Sie habe es aber "echt gut überwunden und nicht wirklich präsent im Kopf". Freilich komme die Erinnerung manchmal zurück. "Es gibt positive und negative Seiten. Auf der einen Seite sehe ich, wie gut es mir wieder geht, und dass ich wieder geschafft habe, das zu machen, was ich gern tue. Auf der einen Seite war es eine harte Zeit."

Engere Radien

Aufgrund der Schneelage auf den Gletschern ist Veith zu vielen Riesentorlauf-Trainings gekommen, denn an Speedfahrten war fast nicht zu denken. Die 29-Jährige wird dann aber mit der Mannschaft zum Training nach Copper Mountain reisen. "Ich bin nicht unruhig, ich habe die Erfahrung von früher, dass es trotzdem passt. Ich habe früher auch nicht so viele Tage in Speed investiert. Ich habe geschaut, dass ich im Riesentorlauf in Form komme und auch im Super-G wieder einen Schritt weiterkomme. Und dass ich durch die höhere Belastung, die ich gehen kann, auch wieder engere Radien fahren kann."

Ganz die Alte im Riesentorlauf sei sie leider noch nicht, aber sie arbeite hart daran. "Es ist ein Ziel, so einen Schwung wieder fahren zu können. Ich habe es irgendwie auch noch im Kopf, ich weiß, wie er ausschauen muss. Aber es ist der Körper, der sagt, wo die Grenze ist", sagte die Salzburgerin, die 2015 bei der WM die Goldmedaille sowie bisher elf Weltcup-Riesentorläufe gewonnen hat.

"Es geht, aber es geht weniger"

Sie habe sich seit dem vergangenen Jahr aber um einiges gesteigert und könne wieder größere Umfänge fahren. "Wenn ein schwieriger Untergrund ist, wenn es ganz schlagig und hart ist, dann würde ich mir wünschen, dass ich noch dreißig Prozent mehr fahren könnte. Wenn ich übers Limit gehen würde, würde ich Schmerzen bekommen, das weiß ich aus Erfahrung. Es ist nicht so, dass ich die schwierigen Sachen nicht fahren könnte. Es geht, aber es geht weniger."

Vergangene Saison startete Veith im RTL genau fünfmal, zu den vier Einsätzen im Weltcup (15., 21., zweimal zweiten Durchgang verpasst) kam Rang zwölf bei Olympia in Südkorea. "Es ist ein schwerer Weg. Ich bin 29. in der Liste, ich muss natürlich liefern, damit es mich nicht wieder zurückhaut. Der Riesentorlauf ist sicher ein Herzensprojekt. Ich bin echt gespannt, welche Herausforderungen noch kommen, aber irgendwie reizt mich genau das." Trotz der mehrjährigen Absenz wird Veith bereits ihren neunten Sölden-RTL in Angriff nehmen. (APA; 22.10.2018)