Bunny von Matthew Dear – nach sechs Jahren veröffentlicht der texanische Techno-Song-Chef wieder ein Album. Zeit is wurn.

Elvis Costello: Look Now

Während er mit den Imposters meist in Richtung Rock und Rhythm and Blues schielende Musik produzierte, stellt Elvis Costello sie auf Look Now in den Dienst prächtiger Popsongs. Diese verfasste er teils mit Burt Bacharach oder Carole King; die Imposters sorgen dafür, dass diese Kompositionen mit beiden Beinen fest am Boden stehen. Die Songs haben Soul- und Popbreitseite. Damenchöre machen schnurren, Costello zaubert sich ein paar prächtige Melodien aus dem ollen Hut. Das ergibt potenzielle Hits wie Unwanted Number, die den Tonfall des Albums wesentlich prägen. So darf das Alterswerk weitergehen.

Unwanted Number – eine von vielen Popperlen von Elvis Costellos neuem Album Look Now.
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R.E.M. at the BBC

Die Fanmädchen und -buben der freiwillig pensionierten Rockhelden von R.E.M. dürfen frohlocken. Auf acht CDs und einer DVD sind alle Sessions festgehalten, die die Band während ihrer Karriere für diverse Formate der BBC eingespielt hat. At the BBC bietet einen ihre Karriere durchmessenden Querschnitt. Die Sessions zeigen die Band in allen Metamorphosen ihrer Karriere, wobei die Live-Einspielungen selbst noch vermeintlich faden Songs zusätzliche Kante verleihen. Eine DVD mit Videos lässt die Nerds speicheln, das Ganze gibt es ebenfalls in diversen Vinyl-Inkarnationen. Weihnachten rückt spürbar näher. Soll sein.

R.E.M. bei der BBC. Hier das Lied von der Religion in abgespeckter Version. All ihre BBC-Aufnahmen gibt es jetzt auf diversen Tonträgerformaten.
remhq

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Matthew Dear: Bunny

Ein Großmeister des singenden Dancefloors veröffentlichte nach längerer Pause endlich wieder ein Album. Matthew Dear macht auf Bunny dort weiter, wo er mit Beams 2012 aufgehört hat. Wobei das Zappelige, von den Talking Heads kommende Nervöse, einem satteren Klang gewichen ist, der eine gewisse Heaviness besitzt. Das geht nicht auf Kosten der Eleganz, es verleiht den Tracks aber eine etwas sonore Stimmung; nennen wir es Reife. Aus dem Pool des Minimal Techno ist wenig geblieben, viel mehr streckt der Texaner sich nun in die Gefilde seines Vorbilds Brian Eno. Die Richtung stimmt, der Himmel ist die Grenze. (Karl Fluch, 23.10.2018)

Auf der Fährte des Echos: Matthew Dear im Song Echo. 2018 weniger nervös als noch vor sechs Jahren. Die Jahre bremsen einen dann doch.
ghostlyintl