Innsbruck/Wien – Bisher war man der Ansicht, dass die Muskeln vor allem im REM-Schlaf, in dem der Großteil unserer Träume abläuft, weitestgehend lahmgelegt sind: Ein praktischer natürlicher Schutz, damit die Schläfer sich selbst und eventuelle Schlafpartner nicht beim körperlichen Ausagieren der Traumaktivitäten gefährden.

Ganz so bewegungslos sind wir aber nicht, berichten Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck. Kleine Muskelbewegungen (sogenannte Minor Motor Activities) kommen immer wieder vor und sind bis zu einem gewissen Grad ganz normal: Der liege bei etwa zehn Bewegungen pro Stunde.

Das Experiment

In einem von Birgit Högl von der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinuni Innsbruck geleiteten Projekt beobachteten die Forscher 100 Männer und Frauen beim Schlafen mit Videoaufzeichnungen, maßen deren Hirnstromkurven, Augenbewegungen, die Muskelspannung am Kinn, den Armen und Beinen, verschiedene Atemparameter sowie die Herzaktivität und nahmen auf, welche Töne die Probanden von sich gaben.

Dabei konnten sie Minor Motor Activities nachweisen, die mit freiem Auge nicht sichtbar sind, erklärte Högls Mitarbeiterin Ambra Stefani. Teilweise handle es sich dabei nur um kurzes Zucken, manchmal hoben die Schlafenden aber zum Beispiel auch den Fuß ein wenig. Im Schnitt zeigten sie zehn solche Bewegungen pro Stunde – im Traumschlaf (REM-Schlaf) ein bisschen mehr als dazwischen (Non-REM-Schlaf).

Mehr an Bewegung kann ein Warnzeichen sein

"Größere komplexe Bewegungen sollten bei gesunden Leuten im Traumschlaf aber nicht vorhanden sein", sagte Stefani. Deutlich mehr kleine Bewegungen als durchschnittlich bei gesunden Menschen oder größere Bewegungen im Traumschlaf könnten auf eine Vorläuferphase einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung hinweisen, erklärte sie. Diese wiederum könnte ein Vorzeichen für eine Parkinson-Erkrankung sein.

Nun gelte es, das neue Wissen und die "normativen Werte" um die Bewegungshäufigkeit im Schlaf in Richtlinien der "Internationalen Studiengruppe für REM-Schlaf-Verhaltensstörungen" einfließen zu lassen, um in Zukunft anhand der Zahl der Bewegungen im Schlaf eine Diagnose stellen zu können. (APA, red, 23. 10. 2018)