Der Büromöbelhersteller beschäftigt in Österreich 260 Mitarbeiter.

Wiesner-Hager

Die Finanzkrise 2008 sei ein gewaltiger Einschnitt gewesen, erinnert sich Markus Wiesner, Geschäftsführer und Eigentümer des Büromöbelerzeugers Wiesner-Hager aus Altheim im Innviertel. Als die von falschen Erwartungen und fadenscheinigen Versprechungen aufgepumpten Blasen der Reihe nach platzten, bekam die Büromöbelbranche die Auswirkungen unmittelbar zu spüren: Aufträge, die fix zugesagt waren, wurden auf die lange Bank geschoben oder total storniert.

Banken, Versicherungen und andere große Besteller von Büroeinrichtung wussten selbst nicht, wie es weitergeht, und standen auf der Bremse. "Der Umsatz ist stark eingebrochen, viele Jobs gingen verloren. Es dauerte Jahre, bis sich die Branche erfangen konnte", sagt Wiesner. Jetzt sei man in einer geradezu konträren Situation – zumindest in Altheim.

Marktführer

"Wir arbeiten am Limit. Wir könnten weit mehr verkaufen, wenn wir zusätzliche Produktionsflächen hätten", sagt Wiesner. Da und dort habe man noch eine Maschine beigestellt, im Ablauf das eine oder andere optimiert. Nun sei man wieder bei Lieferzeiten um die neun Wochen angelangt, nachdem es im Sommer auch schon zwölf Wochen waren. Standard seien eigentlich fünf bis sechs Wochen, erläutert Wiesner.

Markus Wiesner ist gelernter Maschinenbauer; er hat das Unternehmen, das bis 1991 mit der auf dem Nachbargrundstück angesiedelten Wiehag eine Einheit bildete, vom einstigen Möbelgeneralisten zum Spezialisten für Büromöbel transformiert. Wiesner-Hager ist Österreichs Marktführer bei Bürodrehstühlen und Objekteinrichtungen. Der Name geht zurück auf Rudolf Wiesner und Sebastian Hager, zwei Halbbrüder.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017/18 (per Ende Februar) konnte Wiesner-Hager den Umsatz von 37 auf 41,5 Millionen Euro erhöhen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) verbesserte sich von 1,7 auf rund 2,9 Millionen Euro.

Starker Auftragseingang

Während der Auftragseingang von März bis September um 14 Prozent über der Vergleichsperiode des Vorjahrs lag, waren es beim tatsächlich realisierten Umsatz 13 Prozent mehr. Wiesner ist zuversichtlich, bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahrs (Februar 2019) die budgetierten 43,5 Millionen Umsatz zu schaffen und vielleicht sogar mit 44 oder 45,5 Millionen Euro abzuschließen.

Mit Steelcase, dem weltweiten Marktführer im Büromöbelbereich, ist Wiesner-Hager im heurigen Sommer eine Kooperation eingegangen. Über ein Lizenzmodell sollen von Steelcase pro Jahr bis zu 40.000 Einheiten der Stuhlserie "nooi" in Nord- und Mittelamerika vermarktet werden.

Eine weitere Kooperation wurde in Kuwait fixiert, wohin Wiesner-Hager in Summe 3500 Seminartische für die dortige Universität geliefert hat. Weitere Aufträge könnten folgen.

Konzentration

Der von der Bundeswettbewerbsbehörde im Frühjahr genehmigte Zusammenschluss der Büromöbelhersteller Hali aus Eferding, Neudörfler aus Neudörfl/Leitha und Bene aus Waidhofen/Ybbs habe den Preiskampf etwas entschärft, sagte Wiesner. Alle drei vormaligen Wettbewerber sind Teil der BGO-Holding von Sanierer Erhard Grossnigg und Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. Svoboda in St. Pölten gehört als Tochter von Hali ebenfalls dazu.

Wiesner-Hager beschäftigt in Summe knapp 340 Mitarbeiter, rund 260 davon in Österreich. Im tschechischen Humpolec, auf halbem Weg zwischen Brünn und Prag gelegen, lassen die Innviertler Polsterteile herstellen und Vormontagen durchführen. Humpolec, wo knapp 50 Mitarbeiter beschäftigt sind, dient Wiesner-Hager auch als Zentrale für Aktivitäten in Zentral- und Osteuropa. Nach dem dramatischen Einbruch im Gefolge der Finanzkrise ist die Nachfrage laut Wiesner auch auf diesen Märkten wieder stark gestiegen.

Für Kopfzerbrechen und Unsicherheit sorgt nicht nur bei Wiesner-Hager der bevorstehende Brexit. "In Großbritannien machten wir 2017 rund 1,5 Millionen Euro Umsatz; heuer dürfte der Umsatz auf etwa eine Million fallen," sagt Wiesner. "Die Unternehmen warten ab, auch wir sind auf Hold." (Günther Strobl, 23.10.2018)