Die Mailänder Unicredit hat schon erste Vereinbarungen mit Investor Michael Tojner geschlossen. Der soll die Satzung der B&C-Stiftung aushebeln wollen.

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Der Plan von Investor Michael Tojner, Zugriff auf die B&C-Privatstiftung zu bekommen und damit auf die Mehrheit der zu ihr ressortierenden Industriebetriebe Amag, Lenzing und Semperit, sorgt für gehörigen Wirbel. Wobei, das sei vorausgeschickt: Tojner hat sein Interesse bisher nicht bestätigt, verweist sinngemäß nur darauf, dass er sich schon sehr viele Projekte angesehen habe in seinem Investorenleben.

Der Vorstand der einst von der Bank Austria gegründeten B&C- Stiftung hat allerdings bestätigt, dass es diese Pläne gibt. Offenbar will Tojner von der Unicredit (Mutter der Bank Austria und HVB-Aktionärin) deren Rechte als Letztbegünstigte kaufen. Über diesen Umweg will er dann die Kontrolle im Stiftungsvorstand übernehmen – und Satzungsänderungen vornehmen. Derzeit müssen die Gewinne aus den Industriebetrieben laut Stiftungsurkunde reinvestiert oder in Neuerwerbungen gesteckt werden, Ausschüttungen sind nur in Ausnahmefällen erlaubt. Das soll in einer etwaigen Ära Tojner anders werden.

"Unzufriedene Anleger"

Die Stiftung läuft Sturm dagegen – und auch der Chef des Interessensverbands der Anleger (IVA), Wilhelm Rasinger, zeigt sich ob Tojners Appetit auf den "sehr beachtlichen Industriekonzern sehr, sehr besorgt", wie er dem STANDARD am Montag sagte. Sollte der Investor dort Einfluss bekommen, hielte er das angesichts von dessen bisheriger Vita für sehr problematisch. Tojner habe einst im Bereich des Venture-Capital-Sektors mit Julius Meinl zusammengearbeitet und dabei sehr viele unzufriedene Anleger zurückgelassen. Er, Tojner selbst, sei bei diesen Konstruktionen immer auf der Butterseite gelandet.

Rasinger, sich kein Blatt vor den Mund nehmend: "Es reicht schon, wenn so viele russische Oligarchen in den Dachwohnungen in der Wiener Innenstadt sitzen. Wir brauchen keine österreichischen Oligarchen, auch nicht auf dem Heumarkt."

Umstrittenes Projekt

Mit "dem Heumarkt" spielt er auf Tojners bisher wohl umstrittenstes Immobilienprojekt an: Er bzw. seine Wertinvest hat das gleichnamige Areal zwischen Wiener Konzerthaus und seinem Hotel Intercont gekauft und will dort unter anderem einen Turm bauen. Der Wiener Gemeinderat hat die entsprechenden Flächenwidmungspläne abgesegnet, auf Betreiben der grünen Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (und gegen die grüne Basis). Das gefährdet den Status der Stadt als Weltkulturerbe, die Unesco hat Wien auf die Liste bedrohter Weltkulturerbestätten gesetzt.

Tojner hat sich, wie berichtet, schon 2008 gemeinsam mit Investoren um die B&C bemüht, damals ging es um die Genussrechte (Recht auf Dividenden aus den Kernunternehmen), die die Bank Austria hatte. Allerdings hat sich die B&C Stiftung durchgesetzt, sie hat die Rechte um 1,2 Milliarden Euro erworben; in dieser Summe sind Besserungsverpflichtungen enthalten, die die Stiftung erfüllt hat. Laut deren Vertragsinterpretation ist die Unicredit (als HVB-Aktionärin) seit damals völlig aus der Stiftung raus, es sei völlig klar, dass der Verzicht auf die Genussrechte auch für alle Rechtsnachfolger gelte. Genau das dürfte Tojner anders sehen.

Investoren an Bord

Der ist nach etlichen Gesprächen mit der Stiftung mit seiner Überzeugungsarbeit gescheitert, die will von den von ihm vorgeschlagenen Änderungen der Stiftungsurkunde (Satzung) eben nichts wissen. Stattdessen hat Tojner bei diversen Terminen in Mailand erste Vereinbarungen mit der BA-Mutter geschlossen – wie berichtet, bietet er ja in Summe 250 Millionen Euro für deren Rechte (so sie noch welche hat).

Und Tojner will auch diesmal wieder finanzkräftige Investoren an Bord nehmen, Trend nannte am Montag Unternehmer wie Martin Ohneberg (Henn GmbH, Chef der Industriellenvereinigung Vorarlberg), Krone-Chef Christoph Dichand oder KTM-Boss Stefan Pierer. Der Einzige, der dazu etwas sagte, war Andritz-Chef Wolfgang Leitner. Das B&C-Projekt sei eines von vielen Projekten, das Leitner privat verfolge, es sei aber noch in einem "sehr frühen Stadium", ließ er dem STANDARD ausrichten. (Renate Graber, 23.10.2018)