Josef Rath hat den ältesten Wiener Kontrabass rekonstruiert, restauriert und nachgebaut.

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Alt und gebrechlich war Josef Raths Forschungsobjekt, als er es zum ersten Mal vorsichtig in Händen hielt. Und es barg eine Geschichte in sich, die erzählt werden wollte. Im Rahmen seiner Diplomarbeit am Institut für Konservierung und Restaurierung der Akademie der bildenden Künste in Wien hat der junge Instrumentenbauer die wechselvolle Lebensgeschichte des ältesten bekannten "Wiener Kontrabasses" nun in jahrelanger Kleinarbeit rekonstruiert.

Gebaut wurde das Saiteninstrument mit geschnitztem Engelskopf 1693 von Nikolaus Leidolff. In den mehr als drei Jahrhunderten seiner musikalischen Dienstzeit wurde es von unzähligen Musikern gespielt. Dabei hat das einst edle Konzertinstrument aus der Zeit des Barock einen drastischen sozialen Abstieg erlebt, wie Rath zu berichten weiß.

"Zahlreiche dilettantische Reparaturen und Umbauten machten aus dem Spitzeninstrument allmählich einen plumpen Gebrauchsbass für Volksmusik, am Ende seiner Karriere war eine der Saiten sogar durch ein Elektrokabel ersetzt worden."

Rekonstruktion

Um eine Vorstellung vom Originalzustand des Instruments zu bekommen, hat es Rath im Detail rekonstruiert und nachgebaut. Ein höchst anspruchsvolles Unterfangen, da der Wiener Kontrabass bautechnisch bisher so gut wie unerforscht war. "Meine zentrale Wissensquelle war das Instrument selbst, denn das Know-how des modernen Instrumentenbaus reichte für dieses Projekt nicht aus."

Parallel zur Rekonstruktionsarbeit hat Rath auch das geschundene Original restauriert. Im Gegensatz zum rekonstruierten Instrument kann damit aber nicht mehr musiziert werden: "Dieser alte Kontrabass wurde so oft repariert, dass er nicht mehr spielbar ist", so der gebürtige Steirer. "Außerdem ist er extrem empfindlich und sollte schließlich der Nachwelt erhalten bleiben."

Zu seinem sehr speziellen Fachgebiet hat es den 32-Jährigen schon früh hingezogen. Bereits mit 15 Jahren hat er sich für die Ausbildung zum Streich- und Saiteninstrumentenerzeuger an der Fachschule für Kunsthandwerk in Hallstatt entschieden und anschließend noch den Klavierbau von der Pike auf gelernt.

Ausschlaggebend dafür war seine Liebe zur Musik – er spielt Klavier und Cello – und nicht zuletzt ein beachtliches handwerkliches Geschick. Es ist also nicht verwunderlich, dass in der Rath'schen Wohnung bereits eine kleine, feine Instrumentensammlung wächst: Zurzeit besteht sie aus einem restaurierten Klavier sowie mehreren selbst gebauten oder restaurierten Celli.

Wie es beruflich weitergehen soll? "Durch die Diplomarbeit habe ich meine Leidenschaft für die Forschung entdeckt, deshalb würde ich am liebsten weiterhin wissenschaftlich arbeiten", so Rath. Auch wenn entsprechende Positionen an Unis oder Museen rar sind.

Ein erster Schritt in die Museumswelt ist immerhin gesetzt: "Zurzeit arbeite ich an einer Sonderausstellung des Instrumentenmuseums in Leipzig mit." Raths Arbeit am ältesten Wiener Kontrabass gab übrigens den Anstoß für eine Kooperation zwischen der Akademie der bildenden Künste und dem Kunsthistorischen Museum (KHM): Künftig sollen alte Musikinstrumente aus dem KHM vor allem von Experten und Studierenden der Akademie restauriert werden. (Doris Griesser, 28.10.2018)