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Darth Vader, seit Jahrzehnten Sinnbild für "das Böse" in den Star-Wars-Filmen. Inspirationen für diese Figur kommen aus dem wirklichen Leben.

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Die dunkle Seite des Menschen hat viele Facetten. Psychologen aus Ulm, Landau und Kopenhagen haben nun gezeigt, dass Egoisten, Machiavellisten, Narzissten, Psychopathen und Sadisten mehr gemeinsam haben, als sie trennt. Den Forschern gelang es, viele dieser problematischen Persönlichkeitseigenschaften auf wenige grundlegende Prinzipien zurückzuführen: den "dark factor" (D-Faktor) der Persönlichkeit.

"Kernbestandteil dieses dunklen Faktors der Persönlichkeit ist ein übertriebener Egoismus, der negative Auswirkungen auf andere oder die Gesellschaft im Allgemeinen hat. Dieser wird begleitet von Überzeugungen, die Schuldgefühle, Gewissensbisse und moralische Skrupel verhindern", erklärt Morten Moshagen. Der Leiter der Abteilung psychologische Forschungsmethoden an der Universität Ulm hat die Studie gemeinsam mit Benjamin Hilbig von der Universität Koblenz-Landau und Ingo Zettler von der Universität Kopenhagen durchgeführt.

Explizit sprechen die Wissenschafter beim D-Faktor von einer extremen Form der individuellen Nutzenmaximierung, die Betroffene sprichwörtlich über Leichen gehen lässt: also einen Schaden für andere bereitwillig in Kauf zu nehmen oder sogar absichtlich herbeizuführen. Begleitet wird diese Tendenz von der Neigung, das eigene Verhalten vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen.

Die schlechten Eigenschaften

Bei ihren Analysen haben die drei Wissenschafter neun Persönlichkeitseigenschaften untersucht. Dazu zählen Egoismus, Gehässigkeit, Machiavellismus, moralische Enthemmung, Narzissmus, Psychopathie, Sadismus, Selbstbezogenheit und übertriebene Ansprüchlichkeit. Die Forscher fanden heraus, dass sich praktisch alle diese Eigenschaften auf den D-Faktor als dunklen Persönlichkeitskern zurückführen lassen.

Praktisch bedeutet dies, dass beispielsweise Menschen mit einer hohen Narzissmus-Tendenz mit großer Wahrscheinlichkeit auch ausgeprägte machiavellistische und psychopatische Persönlichkeitszüge zeigen. "Außerdem ist bei Menschen mit einem starken D-Faktor statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit hoch, kriminell oder gewalttätig zu werden oder anderwärtig gegen soziale Regeln zu verstoßen", so die Forscher. "Der D-Faktor ist ein guter Indikator für die Vorhersage von egoistischem und unehrlichem Verhalten und weitaus aussagekräftiger als es die spezifischeren Eigenschaften wie Narzissmus", sagt der Kopenhagener Psychologe Zettler.

Egospiele für Probanden

Für die vierteilige Untersuchung wurden insgesamt mehr als 2.500 Personen befragt. Die Forscher haben dabei die Studienteilnehmer mit einem umfangreichen Fragenkatalog konfrontiert, um besondere Persönlichkeitszüge strukturiert erfassen zu können. Außerdem wurden Verhaltensexperimente durchgeführt wie das sogenannte Diktatorspiel, bei dem die Teilnehmer Geld an sich selbst und unbekannte Mitspieler verteilen können.

Die Ergebnisse dieses Spiels gelten als Maß für egoistisches beziehungsweise altruistisches Verhalten. In einem weiteren Verteilungsexperiment hatten die Probanden zudem die Gelegenheit, durch aktives Lügen zusätzlichen Profit zu erzielen. Der wissenschaftliche Sinn dieses Spiels: problematische Verhaltensweisen wie Unehrlichkeit erfassen.

Verhalten vorhersagen

Interessant ist in den Augen der Forscher die Analogie zum "g-Faktor" – einem Konzept des berühmten britischen Intelligenzforschers und Psychologen Charles Spearman. Dieser "general factor of intelligence" erklärt, dass Menschen, die gute Ergebnisse in einer bestimmten Form von Intelligenztests zeigen, auch bei anderen Arten von Intelligenztests gut abschneiden. "Wie der g-Faktor ist der D-Faktor ein allgemeines Konzept, das verschiedene Ausprägungen haben kann", erläutert Benjamin Hilbig von der Universität Koblenz-Landau.

Dies heißt im Umkehrschluss, dass sich ein hoher Dark-Faktor in ganz verschiedenen problematischen Verhaltensweisen und Persönlichkeiten äußern kann. "Zugespitzt formuliert könnte man sagen, dass wenn ein Chef genüsslich seine Mitarbeiter herunterputzt, die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er auch seine Geschäftspartner ausnutzt, Steuern hinterzieht oder seine Frau betrügt", so der Ulmer Psychologe Morten Moshagen. (red, 28.10.2018)