"Ossis" Energiefeld der Gattung Informel: 1951 schuf Oswald Oberhuber diese abstrakte Mischtechnik.

Foto: Zierhofer Hubert

Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Seit einem halben Jahrhundert findet in der Wiener Hofburg die Kunst- und Antiquitätenmesse Art & Antique statt. Die Jubiläumsausgabe begrüßt 46 Aussteller, die ein hochkarätiges Programm alter und neuer Kunst mitbringen. Nicht zuletzt das Ambiente in der ehemaligen Kaiserresidenz sicherte der Art & Antique im Lauf ihres Bestehens viele Stammgäste.

Erfreulicherweise übernehmen im heimischen Kunsthandel immer mehr Töchter und Söhne das Ruder. Am Stand von Katharina Zetter-Karner – sie leitet die Galerie bei der Albertina in zweiter Generation – strahlt der Schnee von Alfons Waldes alpiner Winteridylle. Bei Giese & Schweiger hält auch Filius Alexander Giese den QualitätssStandard hoch, den Landschaftsbilder wie Rudolf von Alts Schreckbrücke in Badgastein oder Carl Schuchs Waldrand bei Purkersdorf beweisen.

Ein Wimmelbild lockt bei der Offerte von Claudia Kovacek und Sophie Zetter: Mit Ernst Hubers 1921 komponiertem Wintermorgen gelangt ein charmantes Werk der Zwischenkriegszeit aufs Messeparkett. Tief verschneit zeigt sich der Kirchgang von Herbert Gurschner von 1927 in der Koje des Kunsthandels Widder.

Wichtige heimische Malerinnen um 1900 erleben auf der Art & Antique ihren Auftritt. Olga Wisinger-Florian erfand mit dem im Grünen niedergelegten Feldblumenstrauß eine eigene Art des Stilllebens (Kovacek Spiegelgasse), ihre Kollegin Marie Egner platzierte lieber Pilze am Waldboden (Kunsthandel Werner Zöchling). In lockerer Manier tritt Broncia Koller-Pinells Tänzerin auf (Galerie Hieke).

Im Jahr 1950 entstand das Kleinformat Cavallini von Zoran Music, dem das Leopold-Museum erst im Frühjahr eine Retrospektive widmete. Musics Pferdchenbild bei der Galerie Magnet entstand während seiner Schaffensphase in Venedig, wo er zeitlebens fünf Mal zur Biennale eingeladen wurde.

In der Manier des Informel

Seit geraumer Zeit erntet das Frühwerk von Oswald Oberhuber verstärktes Interesse. Der langjährige Rektor der Angewandten schwang Anfang der 1950er-Jahre den Pinsel in der Manier des Informels. Aus seiner dichten Mischtechnik auf grünem Hintergrund, die nun bei der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman gastiert, strömt die Energie des 20-Jährigen. Ein expressives Ölbild von Arnulf Rainer aus dem Jahr 1984 führt Panarte im Gepäck.

Herbert Brandl ist ein unermüdlicher Maler von Gebirgsformationen, von denen Reinisch Contemporary eine neue Variante zeigt. An Pantoffeltierchen erinnern die schwarz-blauen Gebilde von Gunter Damisch, der wie Brandl in den 1980er-Jahren als Neuer Wilder startete. Sein Oranges Weltfeld Flämmlerpaar leuchtet am Stand der Galerie422 Margund Lössl.

Düstere Motive sind hingegen Gottfried Helnweins Spezialität. Die Galerie Kaiblinger präsentiert sein zwei mal drei Meter großes Gemälde The Murmur of the Innocents. Dabei handelt es sich um das 61. Bild einer 2009 begonnenen Serie, die von Gewalt gezeichnete Kinder fotorealistisch inszeniert.

Im Skulpturensegment locken zwei Köpfe: Eine 1980 gegossene Bronze bei Ernst Hilger weist den typisch abgerundeten Stil von Joannis Avramidis auf; der Südtiroler Lois Anvidalfarei legt sein realistisches Haupt mit offenem Mund um. Bruno Gironcolis Alu-Guss Soax Lup bei Thoman gleicht hingegen einem futuristischen Tischmöbel. (Nicole Scheyerer, Spezial, 25.10.2018)