Elza van den Heever und Andreas Schager in "Lohengrin" an der Wiener Staatsoper.

Foto: Wiener Staatsoper

Nun hat er es also endlich getan. Andreas Schager, einer der klangmächtigsten und begehrtesten Heldentenöre dieser Jahre, hat an der Staatsoper erstmals Wagner gesungen: den Lohengrin. Doch der gebürtige Niederösterreicher demonstrierte seine vokale Potenz über Gebühr – ist der Lohengrin nicht die leiseste von Wagners Lichtgestalten? Ein Beispiel: Bei der zum zarten Gralsmotiv (Orchester: piano) geäußerten Frage "Wenn ich im Kampfe für dich siege, willst du, dass ich dein Gatte sei?" schwang sich Schager zum dreifachen Forte auf.

Ist der Lohengrin eines Klaus Florian Vogt ganz vokale Reinheit und Demut und jener von Piotr Beczala ein Offizier und Gentleman, so ist Schagers Schwanenritter eher ein Angeber. Minimale Intonationstrübungen kamen dazu, etwa zu Beginn des dritten Aufzugs, bei dem aber endlich ein wenig Zauber hätte entstehen können – wenn nicht der Maestro suggeritore störend laut eingesagt hätte.

Souverän, enttäuschend, limitiert

Elza van den Heever war eine souveräne Elsa von Brabant, Evgeny Nikitin enttäuschte als blasser Telramund im ersten Aufzug. Petra Lang unterhielt als böse Ortrud mit der exaltierten Mimik einer Stummfilmdiva und schöpfte ihr limitiertes Stimmpotenzial zur Gänze aus. Clemens Unterreiner war ein nobler Heerrufer, Kwangchul Youn ein nuancenreicher König Heinrich.

Simone Young bot mit dem tollen Staatsopernorchester einen spannenden Lohengrin. Im Straffen, Militärischen, im Drama war sie in ihrem Element; dem äußerlichen Getriebe fehlte mitunter eine präzise emotionale Füllung (dritter Aufzug). Das Ätherische liegt ihr leider nicht – das Gralsthema war zu diesseitig. Das hat Sebastian Weigle im Juni berührender hinbekommen. Begeisterung. (sten, 25.10.2018)