Aufnahme der Andromedagalaxie aus dem Archiv der Hamburger Sternwarte. Als das Foto 1913 gemacht wurde, wusste man noch gar nicht, dass der "Andromedanebel" eine eigene Galaxie ist.
Foto: Hamburger Sternwarte/APPLAUSE

Potsdam – Seit mehr als 100 Jahren bedient sich die Astronomie der Fotografie, um Planeten, Sterne, Galaxien und andere astronomische Objekte zu erforschen. Gegen Ende der 1980er Jahre lösten digitale Empfänger die klassischen Fotoplatten fast vollständig ab. Dank ihrer Lebenszeit von mehr als 100 Jahren sind solche Fotoplatten aber sehr zuverlässige Speicher.

Warten auf die zweite wissenschaftliche Auswertung

Von einem Projekt, das diese Datenschätze neu aufbereitet, berichtet nun das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam. Es betreibt das Digitalisierungsprojekt APPLAUSE zusammen mit der Universität Hamburg, der Bamberger Dr.-Remeis-Sternwarte und dem Observatorium von Tartu in Estland.

Im Rahmen des Projekts werden historische Fotoplatten online zugänglich gemacht. In den Archiven der Sternwarten schlummerten hunderttausende solcher astronomischer Aufnahmen und warteten auf ihre zweite wissenschaftliche Auswertung mit moderner Computer-Software. Erst dadurch können diese Schätze vollständig analysiert werden.

Langzeitbetrachtung

Die Fülle an Informationen, die in den alten fotografischen Aufnahmen enthalten ist, erlaubt den Blick in vergangene Jahrzehnte und mit Hilfe moderner Computerprogramme ein viel genaueres und objektiveres Vermessen von Milliarden von Sternen. Dass damit Daten über eine Periode von mehr als 130 Jahren zur Verfügung stehen, ermöglicht der Wissenschaft zudem in völlig neuem Maße die Untersuchung von Langzeitphänomenen.

Das Online-Archiv umfasst in der dritten Veröffentlichung nun über 70.000 Scans von Fotoplatten aus dem Bestand von vier Observatorien in Deutschland und Estland. Zu den beobachteten Objekten gehören außer Sternen auch Planeten, Kometen und Asteroiden. Insgesamt wurden Informationen zu dreieinhalb Milliarden Objekten aus den Platten extrahiert und im Abgleich mit modernen astronomischen Katalogen identifiziert. Gleichzeitig illustrieren die Scans der Beobachtungslogbücher auch die astronomische Arbeitsweise des vergangenen Jahrhunderts und sind somit auch für Historiker von Interesse.

--> Projekt APPLAUSE

(red, 29. 10. 2018)