Buckelwale schweigen, wenn sie sich von Schiffsverkehr gestört fühlen.

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Tokio – Buckelwale sind bekannt dafür, durch äußerst facettenreiche Gesänge miteinander zu kommunizieren. Ihre Lautäußerungen zählen nicht nur zu den vielfältigsten im gesamten Tierreich sondern mit 190 Dezibel auch zu den lautesten. Über 600 verschiedene Laute haben Wissenschafter bei den meist männlichen Meistersingern festgestellt. Allerdings sind sie offenbar auch wählerisch, was ihr Publikum betrifft: Forscher in Japan haben beobachtet, dass die Tiere ihre Gesänge in der Regel einstellen, sobald ein Schiff in ihrer Nähe auftaucht.

Die Forscher beobachteten das Verhalten der Buckelwale (Megaptera novaeangliae) nahe der abgelegenen Ogasawara-Inseln, tausend Kilometer südlich von Tokio. Die Meeresgegend wird einmal am Tag von einem Frachtschiff befahren. In einer im Fachmagazin "Plos One" veröffentlichten Studie berichtet das Team um Koki Tsujii von der Ogasawara Whale Watching Association und der Hokkaido-Universität, dass die Hauptreaktion der Buckelwale auf das Schiff gewesen sei, ihre Lautäußerungen zu verringern oder ganz damit aufzuhören.

Schweigsam für eine halbe Stunde

Die Forscher erfassten mit Unterwasser-Aufnahmegeräten insgesamt 26 männliche Buckelwale. Befanden sich diese in einem Umkreis von 500 Metern vom Schifffahrtsweg, sangen sie im Durchschnitt signifikant weniger als anderswo. Auch im Umkreis von rund 1.200 Meter reduzierten die Wale beim Vorbeikommen des Schiffs den Gesang oder stoppten ihn vorübergehend. Viele Buckelwale nahmen ihre Songs erst eine halbe Stunde später wieder auf, nachdem sich das Schiff aus dem betreffenden Gebiet entfernt hatte.

Nicolas Entrup von der Meeresschutzorganisation OceanCare mit Sitz in der Schweiz schließt aus der Studie auf die dramatischen Auswirkungen der Schifffahrt auf die Meeressäuger. Wenn ein einziges Schiff am Tag bereits solche Reaktion der Buckelwale bewirke, sei vorstellbar, was bei dutzenden Containerschiffen im Biotop der Wale passiere. Der blaue Planet sei mittlerweile "viel zu laut" für die Buckelwale geworden. (red, APA, 1.11.2018)