Ein Blick in die Zukunft der Büros: Diese werden individueller sein als heute und den Mitarbeitern – und Mitarbeiterinnen – unter Umständen keinen eigenen Schreibtisch mehr bieten.

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Beim Büro der Zukunft denken viele an das, was es im Silicon Valley schon heute gibt: Die Büros erinnern an Wohnzimmer. Es gibt Tischfußballtische, Hängematten, stylishe Teeküchen und gemütliche Couchlandschaften.

Für manche Unternehmen könnte das ideale Büro tatsächlich so aussehen. Aber nicht für alle. Das hängt, so Ronald Thoma vom Personalentwickler Argo, stark vom Unternehmen ab: "Kultur und Setting müssen zusammenpassen." Daher gebe es kein Rezept für Büros der Zukunft: "Aber es wird wahrscheinlich etwas sehr Individuelles sein."

20 Standorte

Ganz Ähnliches sagte auch Andreas Gnesda (Team Gnesda) kürzlich bei der Fachveranstaltung "Xchange Office 2030" am Flughafen Wien: "Unsere Kunden kommen immer zu uns und wollen ein neues Büro haben. Aber in Wahrheit wollen sie etwas ganz anderes." Sehr schnell gehe es um die Unternehmenskultur.

Als Vorzeigeprojekt wird von vielen der Erste Campus beim Hauptbahnhof gesehen. Hierher verlegte die Erste Bank vor drei Jahren ihr Headquarter. "Wir waren vorher auf über 20 Standorte verteilt", berichtete Andrea Besenhofer von der Erste Group. "Die Führungskräfte waren den ganzen Tag zu Meetings unterwegs."

Am Erste Campus wurde das, was in vielen Unternehmen heute noch diskutiert wird, schon umgesetzt: Es gibt weder Einzelbüros noch fixe Schreibtische – nicht einmal einen Schreibtisch pro Mitarbeiter. Beim Baustart war davon aber noch keine Rede, so Besenhofer. Erst während des Baus wurde die "New World of Work" zum Thema. Ziel sei aber nie gewesen, Platz oder Geld zu sparen.

Essverbot am Schreibtisch

Was Besenhofer aus ihrer Erfahrung weiß: "Die Menschen sind grundsätzlich sehr veränderungsavers." Der Umzug einer Bank aus dem ersten Bezirk an den Gürtel sei nicht unumstritten gewesen. Manche hätten versucht, dem Desk-Sharing zu entkommen. Drei Kartons durften pro Mitarbeiter übersiedelt werden, das habe ebenso für Aufregung gesorgt wie die Tatsache, dass Tischpflanzen nicht übersiedelt werden durften.

Auch das Essverbot war ein heißes Thema: "Das waren Diskussionen wie im Kindergarten", so Besenhofer. Am Ende habe sich alles eingespielt, das Konzept funktioniere. 74 Prozent der Mitarbeiter am Erste Campus würden sich heute wohlfühlen.

Im Planungsprozess müsse man "das Auf und Ab der Emotionen aushalten". Wichtig sei beim Desk-Sharing, dass alle Arbeitsplätze gleichwertig sind, "sonst kommen die Mitarbeiter um 7 in der Früh, um sich ihre Plätze zu besetzen". Und auch der Vorstand sitzt heute im Großraumbüro: "Wir haben jetzt ein hierarchieloses Büro."

Am neuen Standort hätten sich die Betriebskosten reduziert, weil beispielsweise weniger Müll anfällt. Auch das Selbstbild habe sich geändert: "Für viele Mitarbeiter sind wir jetzt die coolste Bank", so Besenhofer. Das merke man auch an mehr Bewerbungen.

Health-Center, Kindergarten

Ein solches Konzept passt nicht für jedes Unternehmen. Klar ist aber: Einfach nur ein Bürogebäude hinzustellen funktioniert nicht mehr. Am Flughafen entstehen mit dem Office Park 4 derzeit 26.000 Quadratmeter an Büroflächen. Seit kurzem gibt es außerdem ein Health-Center.

Und auch einen Kindergarten wird es in der Wiener Airport City ab 2020 geben, den Wunsch danach hat eine Umfrage unter Büronutzern ergeben. Auch dem Trend von flexiblen Büros, Co-Working und Community soll mit dem Office Park 4 Rechnung getragen werden.

Den nächsten großen Trend für – zumindest manche – Büros kennt Experte Gnesda auch bereits: Schaukeln, egal ob Einzel- oder Zweierschaukeln: "Wir werden in den nächsten Jahren viel schaukeln." (Franziska Zoidl, 25.10.2018)