Riad – Saudi-Arabien hat seine Investorenkonferenz ungeachtet der internationalen Proteste gegen die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi als Erfolg bezeichnet. Energieminister Khalid al-Falih sagte am Donnerstag im Staatsfernsehen, sein Land habe mehr als 25 Verträge unterzeichnet im Gesamtwert von 56 Milliarden Dollar (49,17 Mrd. Euro).

Der Großteil davon sei mit US-Unternehmen geschlossen worden. "Die USA werden ein wichtiger Bestandteil der saudi-arabischen Wirtschaft bleiben", ergänzte er. Die Konferenz in Riad sei zwar von einer Boykott-Kampagne geschwächt worden. Diese sei aber letztlich gescheitert.

Dutzende Absagen

In Reaktion auf den Tod Khashoggis hatten mehr als zwei Dutzend führende Regierungsvertreter und Konzernchefs ihre Teilnahme an dem Treffen abgesagt. Dazu gehörte Siemens-Chef Joe Kaeser. Khashoggi wurde seit seinem Besuch im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul Anfang Oktober vermisst. Saudi-Arabien gestand erst nach wochenlangem Dementi, dass der regierungskritische Journalist dort getötet wurde.

Vor diesem Hintergrund kamen im Königreich Befürchtungen auf, dass die Angelegenheit die Wirtschaftsbeziehungen zum Westen zumindest vorübergehend beschädigen könnte. Ziel der Konferenz war es, ausländisches Kapital anzulocken, das die Wirtschaftsreformen in Saudi-Arabien mitfinanziert. Viele große westliche Banken, deren Chefs sich für einen Boykott entschieden, waren mit Teams von Managern niedrigeren Ranges vertreten, wie aus Branchenkreisen verlautete.

Ansehen beeinträchtigt

Demnach dürfte das Ansehen Saudi-Arabiens bei manchen Anleiheinvestoren zwar beeinträchtigt sein, das generelle Anlageverhalten werde aber wahrscheinlich in einigen Monaten wieder zur Normalität zurückkehren. "Die Wirtschaft hat ein kurzes Gedächtnis", sagte ein europäischer Banker.

Die Regierung in Riad kündigte Privatisierungsprojekte für die kommenden Monate an. Darunter seien Lagerstätten für Getreide, Projekte im Gesundheitsbereich und Entsalzungsanlagen für Wasser, sagte Wirtschaftsminister Mohammed al-Tuwaijri. Details nannte er nicht. Europäische und asiatische Unternehmen hätten ihr Interesse bekundet. (APA, 25.10.2018)