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Russlands Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin wirft den USA vor, einen direkten Angriff auf russische Militärs geleitet zu haben.

Foto: AP Photo/Pavel Golovkin

Russland erhebt schwere Anschuldigungen gegen die USA – aus China. Auf der Sicherheitskonferenz "Security China 2018" in Peking erklärte Russlands Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin, dass der Stellvertreterkrieg in Syrien längst auch schon zu einer direkten Konfrontation zwischen amerikanischem und russischen Militär eskaliert sei.

Im Jänner sei der Luftwaffenstützpunkt Hmeimim von Drohnen attackiert worden, führte er aus: "13 Drohnen haben in militärischer Formation und geführt von einem einheitlichen Kommando angegriffen", sagte er. Zur gleichen Zeit habe sich ein US-Aufklärungsflugzeug vom Typ "Poseidon 8" im fraglichen Luftraum aufgehalten. Als der funktechnische Abwehrdienst die automatisch gelenkten Drohnen abzufangen drohte, seien sie auf manuelle Steuerung umgestellt worden. "Diese Handsteuerung hat nicht irgendein Bauer, sondern eine mit normaler moderner Technik ausgestattete Poseidon 8 übernommen", sagte Fomin.

Drohnen abgefangen

Damit beschuldigt Fomin die USA, einen direkten Angriff auf russische Militärs geleitet zu haben. Die Basis Hmeimim wird als Teil des Basil al-Assad-Flughafens der Region Latakia von russischen Streitkräften genutzt. Auf dem Militärflugplatz sind rund 30 verschiedene russische Flugzeuge stationiert. Bereits mehrfach wurde die Basis das Ziel von Angriffen, unter anderem auch durch unbemannte Drohnen. Im Dezember 2017 wurden dabei zwei russische Soldaten getötet. Bei der nun kolportierten Attacke hat es nach Angaben Fomins keine Opfer gegeben. Die Drohnen seien abgefangen, sieben physisch zerstört und sechs durch Funkstörungen außer Gefecht gesetzt worden, so der General.

Bei der Untersuchung habe sich herausgestellt, dass die Drohnen in einem hochentwickelten Land hergestellt wurden. Hatte Russland bisher den USA vorgeworfen, islamistische Kämpfer mit moderner Technik auszurüsten, geht der jetzige Vorwurf deutlich weiter, denn er impliziert, dass das US-Militär den Angriff auf das russische Objekt selbst gesteuert habe.

Unterschiedliche Seiten

In Syrien fahren beide Regierungen einen diametralen Kurs. Während Moskau Präsident Bashar al-Assad unterstützt und pauschal praktisch alle dessen Gegner als Terroristen einstuft, werfen die USA dem syrischen Staatschef selbst zahlreiche Kriegsverbrechen, unter anderem den Einsatz von Giftgas, vor. In dem Zusammenhang hat US-Präsident Donald Trump bereits zweimal Luftangriffe auf syrische Objekte befohlen. Bisher wurden russische Kräfte im Vorfeld jeweils gewarnt, um eine Eskalation zu vermeiden. Die jetzt von Russen behauptete Attacke wäre eine solche Eskalationsstufe.

Und sie könnte dazu führen, dass die ohnehin gespannten Beziehungen noch schneller erodieren. Zwar hat US-Sicherheitsberater John Bolton bei seiner Moskau-Visite ein neues Treffen zwischen Kremlchef Wladimir Putin und Donald Trump einfädeln können. Nach Angaben von Kremlsprecher Dmitri Peskow, der von "sehr alarmierenden Informationen" sprach, wollen die Russen die Drohnen-Attacke aber bei den Verhandlungen auf den Tisch bringen.

Das Gesprächsklima droht damit gereizt zu werden. Ohnehin stehen wichtige Abrüstungsabkommen vor dem Aus. Die USA wollen den INF-Vertrag zur Begrenzung von atomaren Mittelstreckenraketen kündigen. Putin hat inzwischen bereits angekündigt, auf die Stationierung von US-Raketen in Europa spiegelgleich zu reagieren. Damit wächst speziell auf dem Alten Kontinent das Konfliktpotenzial. (André Ballin aus Moskau, 26.10.2018)