Frauen verdienen in Österreich um ein Fünftel weniger als Männer

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Der durchschnittliche Gesamteinkommensunterschied summiert sich auf 39,6 Prozent in der EU.

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Brüssel/Wien – Frauen müssen in der EU im Durchschnitt zwei Monate länger im Jahr arbeiten, um auf das gleiche Gehalt wie ihre männlichen Kollegen zu kommen, in Österreich sogar zweieinhalb Monate länger. Nach Angaben der EU-Kommission in Brüssel – auf der Basis von Zahlen des EU-Statistikamtes Eurostat aus 2016 – betrug das durchschnittliche geschlechtsspezifische Lohngefälle in der EU 16,2 Prozent.

Österreich lag mit einem Gefälle von 20,5 Prozent an fünfter Stelle in der EU. Ein höheres Lohngefälle als Österreich wiesen 2016 nur Estland (25,3 Prozent), Tschechien (21,8 Prozent), Deutschland (21,5 Prozent) und Großbritannien (21 Prozent) auf. Am geringsten war das Lohngefälle in Rumänien (5,2 Prozent), Italien (5,3 Prozent) und Luxemburg (5,5 Prozent).

In Österreich ging Differenz zurück

Gegenüber 2010 ging die Lohndifferenz in Österreich zurück: Sie betrug vor acht Jahren noch 24 Prozent. In der EU dagegen blieb das Lohngefälle mit 16,4 Prozent im Jahr 2010 fast unverändert.

EU-Justizkommissarin Vera Jourova sagte: "Wir können diese Situation nicht länger akzeptieren." Das geschlechtsspezifische Lohngefälle sei unfair vom Grundsatz her, aber auch in der Praxis. Frauen würden so viel eher in prekäre Lebensverhältnisse geraten, vor allem nach der Pensionierung mit einem geschlechtsspezifischen Pensionsgefälle von 36,6 Prozent in der EU. Die Daten würden zeigen, dass die Vorschläge der EU-Kommission für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie dringend verabschiedet werden müssten.

Frauen sind nach Angaben der EU-Kommission insbesondere von drei Nachteilen betroffen: geringere Stundenlöhne, kürzere entlohnte Arbeitszeiten und geringere Erwerbsquoten, etwa durch Unterbrechung der beruflichen Laufbahn, um Kinder und Angehörige zu betreuen. Der durchschnittliche Gesamteinkommensunterschied zwischen Männern und Frauen summiert sich vor diesem Hintergrund nach Angaben der EU-Kommission auf 39,6 Prozent in der EU.

Nur vier von zehn Männern nehmen Elternurlaub

Laut der Kommission machen nur 41 Prozent der Männer in der EU von der Möglichkeit des Elternurlaubs Gebrauch. Nur 32 Prozent der Männer seien bereit in Karenz zu gehen, gegenüber 57 Prozent der Frauen. Mehr als die Hälfte aller Männer und Frauen sind demnach der Ansicht, dass Frauen leichter in Elternurlaub gehen können. 42 Prozent der Frauen und 35 Prozent der Männer erwarten in einem solchen Fall negative Auswirkungen auf die eigene Karriere.

In Österreich erklärten nach Angaben der EU-Kommission in einer aktuellen Eurobarometer-Umfrage elf Prozent der Männer, dass sie Elternurlaub in Anspruch genommen hätten, EU-weit waren es 20 Prozent. 36 Prozent der Väter in Österreich denken zumindest an eine solche Möglichkeit, EU-weit sind es 23 Prozent. Auch bei der Karenz liegen österreichische Männer unter dem EU-Durchschnitt: 26 Prozent nahmen sie in Anspruch, 20 Prozent wollen dies tun, gegenüber 34 Prozent bzw. 32 Prozent EU-weit. (APA, 26.10.2018)