Der Louvre Abu Dhabi hat maßgeblich zum Vermögensverfall der SBE Alpha beigetragen.

Foto: Waagner Biro/ Mohamed Somji

Wien – Die Gläubiger des in die Insolvenz geschlitterten Glas- und Stahlbauspezialisten SBE Alpha müssen um ihre ausstehenden Forderungen bangen. Im Konkursantrag sei kein Sanierungsplan für die in SBE Alpha umgegründete Waagner-Biró Stahlbau AG angekündigt, sagt der Chef des Gläubigerschutzverbands Creditreform, Gerhard Weinhofer, auf Anfrage des STANDARD.

Das Unternehmen signalisiere eher ein düsteres Bild, verfüge nach eigenen Angaben über keine freie Liquidität. Da kein Avalrahmen mehr zur Verfügung stehe, sei ein Fortbetrieb aus derzeitiger Sicht unmöglich. Waagner-Biró will angesichts der "schwierigen Situation" keine Stellungnahme abgeben. Eine Sprecherin vertröstet auf nächste Woche, da hoffe man, mehr zu wissen.

Düsterer Ausblick

Düster auch der Ausblick für die vier Tochtergesellschaften in Großbritannien, Polen, Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Letztere zwei haben, wie berichtet, mit dem Multifunktionscenter der Gazprom-Zentrale in St. Petersburg und dem Louvre Abu Dhabi maßgeblich zum Vermögensverfall der SBE Alpha beigetragen. In Abu Dhabi habe der Generalunternehmer vom Endkunden erhebliche Schlusszahlungen nicht erhalten – obwohl die Stahl-Glas-Kuppel und das Gesamtprojekt im Vorjahr in Betrieb ging. Auf der Strecke blieben Subunternehmer wie Waagner-Biró. Eine im Oktober in Aussicht gestellte Einigung erfolgte vor wenigen Tagen doch nicht.

Kanzler und Kronprinz

Ob ein Telefonat von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mit dem Kronprinzen von Abu Dhabi, Sheikh Mohamed bin Zayed Al Nahyan, am Mittwoch noch die Wende bringt, bleibt abzuwarten.

Auf Zahlungen wartet man offenbar auch beim Maersk-Tower der Universität Kopenhagen, einem bereits 2016 fertiggestellten preisgekrönten Projekt mit beweglichen Kupferplatten an der Fassade. Mängel in der Architekturplanung trieben die Kosten in die Höhe. Vergleichsgespräche blieben erfolglos, eine Klagsschrift sei vorbereitet, heißt es.

Glasbruch

Bleibt die Gazprom-Zentrale am finnischen Meerbusen. Dort ging tonnenweise Glas zu Bruch – aufgrund eines Produktionsfehlers des Lieferanten, der nach der Montage zu Spannungen und zum Bruch führte, wie in der Stahlbaubranche gemunkelt wird. Da der Endkunde auch nichtgebrochene Gläser nicht zahlte und in der Folge eine Zwischenfinanzierung über rund 15 Millionen Euro nicht zustande kam, war der Weg in die Zahlungsunfähigkeit geebnet.

Schuld dürften aber nicht nur diese drei Projekte sein: Der Auftragseingang von Jänner bis Juni war mau. SBE ging bei mehr als zehn Projekten im Gesamtvolumen von rund 77 Millionen Euro leer aus – ein Betrag, der zufällig so hoch ist wie die gemeldeten Passiva. Von 107 Millionen Euro an Verbindlichkeiten (Verkehrswert) sind rund 40 besichert, rechnet Creditreform-Chef Weinhofer vor. An freiem Vermögen (nach Berichtigungen) weise SBE rund 40 Millionen Euro aus. SBE Alpha gibt an, nicht überschuldet zu sein. (ung, 27.10.2018)