Berlin – Knapp ein Jahr nach dem letzten Flug von Air Berlin dürften sich einem Medienbericht zufolge bald deutsche Gerichte mit der Aufarbeitung eines der größten Insolvenzverfahren der Nachkriegsgeschichte beschäftigen.

Wie der "Tagesspiegel" am Samstag berichtet, wirft die Bundestagsfraktion der Grünen der Regierung vor, wesentliche Inhalte eines Gutachtens über die Lage der Fluggesellschaft unter Verschluss zu halten. Die Grünen ziehen daher vor das Bundesverfassungsgericht.

"Da die Bundesregierung die Akteneinsicht und damit die parlamentarische Kontrolle verhindert, klagen die Grünen jetzt vor dem Bundesverfassungsgericht", sagte die Abgeordnete Katharina Dröge der Zeitung. Gemeinsam mit weiteren Abgeordneten habe sie – auch wegen ähnlicher Fälle rund um das Bahnhofsbauprojekt Stuttgart 21 – die Klageschrift eingereicht.

Notkredit

Die Grünen wollen durchsetzen, dass ein Gutachten, das die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) vor dem Insolvenzantrag im August 2017 erstellt hatten, vollständig veröffentlicht wird. Das Papier war Basis für eine Entscheidung des Kanzleramts und des seinerzeit von der SPD geführten Wirtschaftsministeriums, die bundeseigene KfW anzuweisen, Air Berlin einen Notkredit von 150 Millionen Euro auszuzahlen.

Laut "Tagesspiegel" lässt zudem Air Berlins Insolvenzverwalter Lucas Flöther prüfen, ob ehemalige Manager des Unternehmens haftbar gemacht werden können. Er habe PwC beauftragt, "eventuelle Haftungsansprüche gegen Organe des Konzerns zu prüfen", sagte Flöther der Zeitung. Zudem droht er dem einstigen Großaktionär Etihad Airways mit einer juristischen Auseinandersetzung. Air Berlin hatte nach jahrelangen Verlusten am 27. Oktober 2017 den Betrieb endgültig eingestellt. (APA, 27.10.2018)