Kabul – Eine Woche nach der Parlamentswahl in Afghanistan haben auch die Wähler in der südlichen Provinz Kandahar ihr Stimme abgeben können. Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen bildeten sich am Samstag in der gleichnamigen Provinzhauptstadt lange Schlangen vor einigen Wahllokalen. Es wurden zunächst keine gewaltsamen Zwischenfälle gemeldet.

Die Abstimmung in der Südprovinz war nach der Tötung von Kandahars Polizeichef Abdul Razeq bei einem Taliban-Anschlag auf den 27. Oktober verschoben worden. Mehr als eine halbe Million Menschen waren in der Provinz Kandahar zur Stimmabgabe aufgerufen. Über hundert Kandidaten bewarben sich um insgesamt elf Parlamentssitze. Während des Wahltages wurden keine gewaltsamen Zwischenfälle gemeldet, die Wahllokale schlossen am Abend. Afghanische Medien berichteten von Verzögerungen und Problemen mit den Wählerlisten.

Gewalt und Chaos

Die Wahl in den anderen Provinzen am vergangenen Sonntag war von Gewalt und Chaos überschattet. Bei Angriffen auf Wahllokale wurden zahlreiche Menschen getötet oder verletzt. Viele Wähler konnten zudem ihre Stimme nicht abgeben, weil Wahllokale verspätet oder gar nicht öffneten. 250 Wahllokale öffneten daher am Sonntag erneut.

Die islamistischen Taliban hatten zum Boykott der Abstimmung aufgefordert und mit Angriffen gedroht. Bereits im Wahlkampf war es zu mehreren tödlichen Angriffen gekommen. Mindestens zehn der insgesamt mehr als 2.500 Kandidaten wurden dabei getötet.

Angriffe

Die Taliban setzen ihre verstärkten Angriffe auf Sicherheitsbehörden und Regierungseinrichtungen fort. In der Provinz Wardak wurden mehrere Menschen bei einem Selbstmordanschlag getötet. Nach Angaben eines Mitglieds des Provinzrates sprengte sich der Attentäter am Samstagmorgen in seinem Auto bei einer Polizeistation in der Provinzhauptstadt Maidan-e Shahr in die Luft. Gouverneur Shah Jahan sprach von sieben Toten und elf Verletzten, der Provinzrat von mindestens neun Toten. Die Taliban erklärten, sie hätten den Anschlag verübt.

Afghanistan wählte vergangene Woche zum ersten Mal seit Abzug der NATO-Kampfmission 2014 ein neues Parlament. Die Parlamentswahl war mit mehr als drei Jahren Verspätung abgehalten worden. Grund waren Verzögerungen bei der Wahlrechtsreform. Wegen eines Streits um die Aufteilung der Wahlbezirke steht der Wahlgang in der Provinz Ghazni noch aus.

Nach Angaben der Wahlkommission werden die ersten Ergebnisse frühestens am 10. November erwartet. Insgesamt waren landesweit rund 8,9 Millionen registrierte Wähler dazu aufgerufen, das Parlament neu zu wählen. (APA, 27.10.2018)