Rückenansicht von Immensmaris chewbaccei. Die namensgebenden Haare sind auf dem linken mittleren Bein zu erkennen.

Foto: Dunlop et al

Noch besser wird der Pelz unter dem Mikroskop sichtbar.

Foto: Dunlop et al

Berlin – Milben zählen zu den Spinnentieren, im Unterschied zu ihren langbeinigen Verwandten erreichen sie jedoch heute Größen von meist nur wenigen Millimetern – es gibt allerdings auch Ausnahmen: Ein internationales Forscherteam hat nun eine fossile Milbe in einem 100 Millionen Jahre alten burmesischen Bernstein entdeckt, die mit einem Zentimeter Körperlänge als wahre Riesin gilt. Damit stellt die Immensmaris chewbaccei getaufte Spezies die größte fossile Milbe dar, die je beschrieben wurde.

Milben sind mit etwa 50.000 lebenden Formen die artenreichste Gruppe der Spinnentiere. Viele sind winzig und eher unauffällig. Fossile Milben sind Seltenheiten, denn obwohl sie relativ häufig in Bernstein vorkommen, sind sie aufgrund der geringen Körpergröße nur schwer zu erforschen. Ein Überraschungsfund war deshalb die nun im Fachjournal "Fossil Record" vorgestellte urzeitliche Milbe aus einer Privatsammlung.

Winzlinge unter den Füßen der Dinosaurier

Das in Bernstein eingeschlossene Wesen ist schon mit bloßem Auge erkennbar. "Das Bernsteintier aus dem kreidezeitlichen, burmesischen Bernstein Myanmars gibt uns einen faszinierenden Einblick in den Regenwald vor 100 Millionen Jahren, als hauptsächlich Spinnentiere und Insekten zu Füßen der Dinosaurier lebten", sagt Jason Dunlop, Wissenschafter am Museum für Naturkunde Berlin und Experte für die Evolution von Spinnentieren.

Das neue Fossil gehört der Milbengruppe Parasitengona an. Erwachsene Tiere und einige Tiere in Jungstadien gehören zu den räuberischen Milben, die mit umfangreichen Mundwerkzeugen auf kleine Insekten und Insekteneiern Jagd machten. Bei allen Arten der Gruppe leben die Tiere jedoch in mindestens einem Jungstadium parasitär. Dann ernähren sie sich von Blut anderer Insekten oder Spinnentiere. Wie sich die neu entdeckte Riesenmilbe in ihren Jungstadien ernährte, ist allerdings vorerst unklar.

Haarige Beine

Die nach der Star-Wars-Figur Chewbacca benannte Spezies Immensmaris chewbaccei besitzt spiezielle Haare an den Füßen, die ihr nicht nur ihren Namen eintrugen, sondern vor allem eine Anpassung ans Klettern gewesen sein könnten. Falls sie auf Bäume kletterte oder an Baumrinde lebte, würde das auch erklären, wie sie in das Baumharz gelangen konnte, das schließlich zu Bernstein fossilisierte.

Manche moderne Arten aus der Parasitengona-Gruppe sind mit einigen Millimetern Körperlänge für Milben relativ groß. Das neu beschriebene Fossil ist mit Abstand der größte Vertreter seiner Familie und eine der größten Milbenarten, die je gelebt haben. Einzig eine lebende Verwandte aus einer anderen Familie innerhalb der Parasitengona Gruppe übertrifft die kreidezeitliche Dino-Milbe. Die Riesensamtmilbe Dinothrombium tinctorium kann sogar eine Körperlänge von 14 Millimeter erreichen. (red, 4.11.2018)