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Enttäuschende Konzernbilanzen und Sorge wegen des Handelsstreits trieben die letzten Tage die Aktienkurse abwärts.

Foto: AP / Richard Drew

New York / Washington – Gelassenere Beobachter sehen in den sinkenden Kursen an der Wallstreet eine überfällige Korrektur nach einer historisch guten Rally. Für den amtierenden US-Präsidenten ist das ein schwacher Trost. Denn seit seinem Amtsantritt hat Donald Trump immer wieder auf steigende Aktienkurse als Beleg für eine gelungene Wirtschaftspolitik verwiesen. Tatsächlich ist der Leitindex S&P-500 seit dem Tag seiner Wahl am 7. November 2016 um fast 26 Prozent gestiegen.

Trump lässt damit seinen demokratischen Vorgänger Barack Obama deutlich hinter sich: Im vergleichbaren Zeitraum stieg damals der Index um weniger als vier Prozent.

Schlechtes Timing

Aber ausgerechnet jetzt, wenige Tage vor einer Wahl, bei der die Republikaner die Mehrheit in mindestens einer Kongresskammer verlieren könnten, schwächelt die US-Börse. Der Oktober könnte den größten monatlichen Rückgang von Trumps Amtszeit mit sich bringen. Die Wahl ist am 6. November. "Der Markt dürfte bis Anfang November im Rückwärtsgang bleiben", sagt die Investmentstrategin Gail Dudack von der Dudack Research Group voraus. "Der Zeitraum passt genau zu den Zwischenwahlen."

Hintergrund ist eine Bilanzsaison, die an den Märkten mit Enttäuschung aufgenommen wird. Mehr noch, Unternehmen wie Caterpillar, Ford und 3M haben erklärt, die von Trump eingeführten Zölle könnten ihr Wachstum belasten. "Die Befürchtungen über die Zölle, über die wir uns den größten Teil des Jahres Sorgen gemacht haben, werden am Markt schließlich wahr", sagt der Investmentstratege Kirk Hartman von Wells Fargo Asset Management.

Auch die Zinspolitik der US-Notenbank spielt eine Rolle. Trump hat in den vergangenen Wochen seine Kritik an der Fed verschärft: Ihr Chef Jerome Powell und die Führungsriege der Fed hätten es mit den Zinserhöhungen übertrieben. Die Kritik gipfelte in dem Vorwurf, die Währungshüter seien "verrückt" geworden.

Fraglicher Einfluss auf Wähler

Unklar bleibt, ob eine schwächelnde Börsen so kurz vor der Abstimmung überhaupt die US-Wähler beeinflussen wird. Der Wahl-Forscher Patrick Murray geht davon aus, dass in einigen wohlhabenden Wahlbezirken der Ostküste fallende Kurse durchaus einen Effekt haben könnten, wie er der "Financial Times" sagt. Der Fed zufolge halten 90 Prozent der begüterten Amerikaner Aktien.

Der letzte derartig große Rückgang am US-Aktienmarkt zu einem vergleichbaren Zeitpunkt im Wahlzyklus dürfte Trump auch nicht optimistisch stimmen: Im Oktober 2008, mitten in der Finanzkrise, verlor der S&P fast 17 Prozent. Bei den anschließenden Präsidentschafts- und Kongresswahlen übernahmen die Demokraten die Kontrolle der Legislative – und Obama zog ins Weiße Haus ein. (Red, APA, 28.10.2018)