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Erst wurde der Fiat-Konzern durch Zukäufe groß gemacht. Jetzt könnte der Autohersteller selbst unter die Räder kommen.

Foto: Reuters / Jonathan Ernst

Die Zerstückelung von Fiat schreitet voran. Mit dem Verkauf des Komponentenherstellers Magneti Marelli an den japanischen Zulieferer Calsonic Kansei für 6,2 Mrd. Euro ist der Wandel bei Fiat noch keineswegs beendet. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren Ferrari und der Land- und Baumaschinenkonzern Case New Holland (CNH) ausgegliedert wurden, steht nun der Verkauf oder Börsengang des Lkw-Unternehmens Iveco zur Diskussion.

Laut Mailänder Finanzkreisen ist selbst ein Verkauf von Fiat, zumindest der Luxuswagen wie Alfa oder Maserati, nicht auszuschließen. Denn die Turiner müssen nach dem Einbruch am europäischen Automarkt ihre Modellpalette erneuern und in die Entwicklung alternativer Antriebe investieren. Doch Großaktionär Exor (Beteiligungsholding der Unternehmerfamilie Agnelli) ist angeblich nicht bereit zu investieren. So soll der Verkaufserlös von Magneti Marelli zum Teil für Exor-Dividendenzahlungen genutzt werden. "Ich schließe einen Verkauf von weiteren Fiat-Töchtern nicht aus", sagt der Universitätsprofessor und Fiat-Experte Giuseppe Berta zum STANDARD.

Vergrößern und verkleinern

Der kürzlich verstorbene Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne hatte Fiat durch den Zukauf von Chrysler/Jeep deutlich vergrößert, einige Jahre darauf begann die Zerlegung. Kurzum: Die Marke Fiat ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und zu einem regionalen Anbieter geschrumpft. 2022 sollen mehr als 50 Prozent des Umsatzes von der Marke Jeep stammen. Im September ist der Fiat-Absatz im Heimatmarkt Italien in einem um 25 Prozent rückläufigen Markt um 43 Prozent gefallen, in Europa um 45 Prozent.

Experten erwarten die Schließung mehrerer der insgesamt sieben Produktionsstätten in Italien. Denn erstmals nach Jahren wird die Produktion in Italien auf unter eine Million Fahrzeuge sinken. Von der Bildung eines Luxuspools mit Alfa und Maserati ist längst keine Rede mehr. Beide Marken verlieren Anteile. Auch der Erfolg des Kleinwagens Cinquecento wird nicht ewig dauern. Und das in Italien hergestellte Erfolgsmodell, der Geländewagen Jeep, droht in die USA auszuwandern, sobald Donald Trump seine Drohungen wahrmacht und Zölle auf Pkws einführt.

Die Analysten der Mediobanca sehen Fiat (weltweit siebentgrößter Autohersteller) selbst als klaren Übernahmekandidaten. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 29.10.2018)