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Antisemitismus ist nicht nur bei rechtsextremen Anhängern der "weißen Vorherrschaft" zu finden. Am anderen Ende des Spektrums steht die extremistische "Nation of Islam" mit ihrem Anführer Louis Farrakhan.

Foto: AP/Tony Dejak

Washington/Wien – Donald Trump fand klare Worte nach dem Massaker von Pittsburgh: "Das abscheuliche, hasserfüllte Gift des Antisemitismus muss verurteilt und bekämpft werden, immer und überall, wo es auftaucht", sagte der US-Präsident Samstagabend vor Mitgliedern einer Jugendorganisation. Die Aussage Trumps dürften sowohl seine Anhänger als auch seine Gegner unterschreiben können – es sei denn, es handelt sich um Antisemiten.

Von diesen gibt es in den USA nicht wenige: Bis zu 15 Prozent vertreten antisemitische Ansichten, die Zahl der Übergriffe steigt. Der Antisemitismus gedeiht auf sehr unterschiedlichen Böden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Antisemitismus mit religiös verbrämten Verschwörungstheorien bei den Evangelikalen verbreitet. Der Judenhass nährte sich darüber hinaus in der McCarthy-Ära aus dem Kampf gegen den "jüdischen Bolschewismus". Das Ende der Sowjetunion änderte nur die Bezugspunkte, aber nicht den Antisemitismus selbst.

In den Fokus rückten nun die "Hochfinanz" und der angebliche Einfluss der Juden auf internationale Organisationen. Beim Pittsburgh-Attentäter handelt es sich um einen Vertreter dieser klassischen Antisemitismusform – weswegen er sich auch in Gegnerschaft zu Trump sah. Ihn nannte er einen "Globalisten" – ein typisches Schlagwort. Der Urheber der gegen Demokraten, CNN und George Soros gerichteten Briefbombenserie wiederum dürfte seinen Judenhass aus Ideen der "White Supremacy" schöpfen. Mit Trump hat er im Gegensatz zum Pittsburgh-Attentäter kein Problem.

"Antitermitismus"

Antisemitismus ist jedoch nicht nur bei rechtsextremen Anhängern der "weißen Vorherrschaft" zu finden. Am anderen Ende des Spektrums steht die extremistische "Nation of Islam" mit ihrem Anführer Louis Farrakhan. Dieser ist für seine antisemitischen Tiraden berüchtigt. Erst kürzlich erklärte er, er sei nicht antisemitisch, sondern "antitermitisch". Twitter sieht darin aber keinen Grund, ihn zu sperren.

Der Hassprediger ist auch mit der Bewegung Black Lives Matter und mit Organisatorinnen des "Frauenmarschs" gegen Trump vernetzt. Zu den Demokraten pflegt Farrakhan beste Beziehungen, etwa mit der Abgeordneten Maxine Waters – just sie war nun Ziel einer Briefbombe. Doch so wie für die Republikaner die Stimmen der Rechten wichtig sind, können die Demokraten nicht auf ihre schwarze Wählerbasis verzichten. (Michael Vosatka, 28.10.2018)