Seriensüchtler schätzen dieses Streaming-Feature: Eine Folge endet, der Nachspann wird kurzerhand gekappt, flugs geht's zur nächsten Episode, ganz ohne Vorspann und "Was bisher geschah". Sehr gut.

Doch bei Berlin Station spult man dort gern ein bisschen zurück, denn die Eröffnungssequenz ist auch nach 19 Folgen der Hammer: David Bowies I'm Afraid of Americans (volle Lautstärke, damit auch die Nachbarn das Gitarrenriff mitkriegen!) handelt von den Amerikanern, die überall hineinpfuschen müssen und dabei oft alles kaputtmachen. Auch wenn sie's nur gut meinen.

In wenigen Wochen wird das Berliner CIA-Team zum dritten Mal auf die deutsche Bundeshauptstadt losgelassen – schauen wir also, ob Bowie recht hat. Worauf können Spione Jagd machen, 29 Jahre nach dem Mauerfall? In Staffel eins war es ein Whistleblower – Julian Assange und Edward Snowden lassen grüßen. Unbehaglicher wurde es in der zweiten Saison, da war eine Nazi-Partei auf dem Weg zur Macht. Perspektive für Deutschland statt Alternative für Deutschland – aber sonst: die gleichen Parolen, das gleiche Auftreten. Spooky. Die amerikanischen Weltpolizisten wollen das Schlimmste verhindern, aber tun sie das?

"Berlin Station", Season 2
Series Trailer MP

Schauen Sie selbst, der Spannungsfaktor liegt immerhin zwischen "ziemlich hoch" und "sehr hoch". Realistisch? Völlig egal, es fragt auch niemand, ob James Bond realistisch ist.

Und falls auch Sie sich fragen sollten, woher Sie Geheimagent Hector DeJean kennen ... diese Augen, dieses Grinsen ... Es ist Hugh Grants abgesandelter Mitbewohner Spike aus Notting Hill. Auch schon ein Zeiterl her. Ich geb zu, ich musste googeln. Erst dann konnte ich mich konzentrieren. (Gianluca Wallisch, 29.10.2018)