Das Gehirn kann zwar Schäden kompensieren, doch der kindlichen Plastizität des Gehirns sind Grenzen gesetzt, sagt die Neurolinguistin Lisa Bartha-Doering von der MedUni Wien.

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Wien – Ein interdisziplinäres Team der MedUni Wien hat untersucht, wie die individuelle Lokalisation von Spracharealen im Gehirn mit den individuellen Sprachfähigkeiten zusammenhängt und wie sich eine Läsion im kindlichen Gehirn auf die Sprachlokalisation und die Sprachfähigkeiten des Kindes auswirkt.

Demnach werden nach Gehirnverletzungen die sprachrelevanten Areale in andere, gesunde Hirnbereiche reorganisiert. Damit bleibt zwar die Sprachfähigkeit erhalten, das gelingt aber nur bis zu einem gewissen Grad. Oft haben Betroffene im Vergleich zu gesunden Kindern schlechtere Sprachfähigkeiten.

"Unsere bisherigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass es eine frühkindliche, wahrscheinlich schon vorgeburtliche Prädisposition von spezifischen Spracharealen beim Menschen gibt. Selbst wenn eine Verletzung neuronaler Strukturen sehr früh in der Entwicklung auftritt, ist das kindliche Gehirn nicht uneingeschränkt fähig, sprachrelevante Areale zu reorganisieren. Eine atypische Reorganisation geht mit einer signifikanten Verschlechterung der Sprachfähigkeiten einher. Hier sind der wohlgerühmten kindlichen Plastizität des Gehirns doch Grenzen gesetzt", erklärt Studienleiterin Lisa Bartha-Doering.

Genauere Prognosen liefern

So nutzen gesunde Kinder häufiger ein bilaterales Sprachnetzwerk, das Regionen beider Gehirnhemisphären miteinander verbindet. Das zeigt sich etwa in einem größeren Wortschatz, einer höheren verbalen Flexibilität und einem besseren verbalen Lernen.

Die gewonnen Erkenntnisse wollen die Forscher nun dazu nutzen, um genauere Prognosen zur weiteren kognitiven Entwicklung liefern zu können. Ziel sei es, mittels funktioneller Bildgebung bei gesunden Kindern wie auch bei Kindern mit neurologischen Erkrankungen Vorhersagen zu treffen, wie sie sich kognitiv entwickeln werden. (red, 30.10.2018)