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Polizisten haben am Montag den Anschlagsort in Tunis abgeriegelt.

Foto: Reuters/TAREK AMARA

Tunis – Bei einem Selbstmordanschlag im Zentrum der tunesischen Hauptstadt Tunis sind nach offiziellen Angaben mindestens 17 Menschen verletzt worden. Eine Frau habe sich in der Nähe eines Polizeiwagens in die Luft gesprengt, teilte das tunesische Innenministerium am Montag mit. Unter den Verletzten seien 15 Polizisten und zwei Passanten, sagte ein Sprecher der Sicherheitskräfte.

Der Großteil der Menschen sei leicht verletzt worden. Die Attentäterin starb. Unmittelbar nach der Explosion auf der zentralen Prachtstraße im Herzen der tunesischen Hauptstadt, der Avenue Bourguiba, riegelten Sicherheitskräfte die Gegend ab. Zahlreiche Krankenwagen waren vor Ort. Die Straße führt direkt in die Altstadt von Tunis, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Auch das Innenministerium und die französische Botschaft liegen an der Straße.

Keine Verbindungen zu Terrorgruppen

Bei der Attentäterin handle es sich um eine 30-jährige arbeitslose Akademikerin aus dem Küstenort Mahdia im südlichen Tunesien, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Sie hatte einen Hochschulabschluss in Wirtschaftsenglisch, war aber – so wie viele andere Absolventen in Tunesien auch – arbeitslos. Sie sei zuvor nicht polizeilich in Erscheinung getreten und habe keine Verbindungen zu Terrorgruppen gehabt.

Es ist der erste Anschlag in der tunesischen Hauptstadt seit drei Jahren. Im November 2015 waren bei einem Anschlag auf einen Bus der Präsidentengarde zwölf Menschen und der Attentäter getötet worden. Zuvor hatte es im gleichen Jahr einen Anschlag an einem Badestrand in Sousse und im bei Touristen beliebten Bardo-Museum in Tunis gegeben. Dabei starben knapp 60 Menschen.

Ausnahmezustand verlängert

Erst vor kurzem war der Ausnahmezustand in Tunesien erneut um einen Monat verlängert worden. Vor allem in den Regionen an der algerischen und der libyschen Grenze kommt es immer wieder zu Angriffen und Anschlägen auf Sicherheitskräfte. Allgemein hatte sich die Sicherheitslage in dem nordafrikanischen Land deutlich verbessert.

Tunesiens Präsident Beji Caid Essebsi übte wegen des Anschlags Kritik an der Politik im Land. "Es herrscht ein schlechtes politisches Klima", sagte er. "Wir sind mit Posten und Reibereien beschäftigt und übersehen das Wichtigste: Die Sicherheit der Bürger."

Tunesien ist das einzige Land der Region, das nach dem "Arabischen Frühling" umfangreiche demokratische Reformen eingeleitet hatte. Das Land kämpft aber mit starken wirtschaftlichen Problemen. (APA, dpa, 28.10.2018)