Ein Riese aus der Welt der Zwerge: Pacificampa daidarabotchi.
Foto: Rodrigo Lopes Ferreira

Acht Beine: eine Spinne, sechs Beine: ein Insekt. Dieser einfache Merksatz hilft einem meistens bei der Einschätzung dessen, welch ungebetener Gast einem da gerade in der Wohnung entgegenkrabbelt. Zoologisch betrachtet ist es allerdings nicht die ganze Wahrheit.

Von Doppelschwänzen und anderen Nicht-Insekten

Im Erdboden leben auch drei Klassen von Tieren, die zwar zu den Sechsfüßern (Hexapoda) zählen, aber keine Insekten sind. Die Springschwänze sind noch relativ bekannt – Beintastler und Doppelschwänze hingegen dürften nur den wenigsten ein Begriff sein. Letztere sind nun um eine Art reicher, nachdem in Japan eine bislang unbekannte Spezies entdeckt worden ist, wie ein Forscherteam im Magazin "Subterranean Biology" berichtet.

Bei Doppelschwänzen (Diplura) ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen, wo vorne und hinten ist: Am vorderen Ende sitzen zwei Antennen, die kompensieren, dass die Tiere keine Augen haben. Am letzten Segment des Hinterleibs wiederum sitzen zwei Anhängsel, die je nach Untergruppe als Taster oder Zangen ausgebildet sind. Der Unterschied spiegelt die Lebenweise wider: Manche Doppelschwänze leben als Räuber, andere beschränken sich darauf, den Boden nach organischem Material zu durchforsten.

Fast schon ein Kaiju

Das Tier, das nun im Süden Japans entdeckt wurde, ist für Doppelschwanzverhältnisse geradezu riesig, es bringt es auf immerhin einen Zentimeter Länge. Wegen dieses "Gigantismus" wurde die Spezies Pacificampa daidarabotchi benannt: Daidarabotchi ist ein Riese aus der japanischen Mythologie, der die Berge Fuji und Tsukuba vom Boden hob, um sie zu wiegen.

Der unterirdisch lebende Winzling wird es schwer haben, in die Fußstapfen eines solchen Namenspatrons zu treten. Seine Entdecker, der brasilianische Forscher Rodrigo Lopes Ferreira und Kazunori Yoshizawa von der Universität Hokkaido, haben dennoch eine gewichtige Aufgabe für ihn: Sie hoffen, dass die Entdeckung von Pacificampa daidarabotchi den Ausschlag dafür gibt, dass der anhaltenden Naturzerstörung in der Region des Fundorts Einhalt geboten wird, um den Lebensraum der Mini-Riesen nicht weiter zu gefährden. (red, 30. 10. 2018)