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Klay Thompson drückt einfach ab.

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Kinder präsentieren in der Halbzeitpause in San Antonio eine Tanz-Choreographie mit Gewehren.

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Verständlich. Die Handhabung kann man nicht früh genug lernen.

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Eine Augenweide zum Zuschauen: Sloweniens Wunderkind Luka Doncic.

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Die hard facts für alle Ungeduldigen: Die San Antonio Spurs feierten ihren vierten Sieg im sechsten Saisonspiel: 113:108 gegen die Dallas Mavericks nach Verlängerung. Klay Thompson stellte beim 149:124-Sieg der Golden State Warriors gegen die Chicago Bulls einen neuen NBA-Rekord auf: 14 Dreier in einem Spiel.

Derby-Time gegen Dallas. Dirk Nowitzki war leider verletzungsbedingt in San Antonio nicht zu bewundern, dafür lief Sloweniens Super-Rookie Luka Doncic auf. Die Mavericks spielen schneller und werfen mehr Dreier als je zuvor. Sie treffen zwar zu Beginn dieser Saison nur 32,9 Prozent, nehmen aber 38 Würfe pro Spiel. Nur vier Teams schleudern öfter von Downtown. Für die Spurs gab es eine Motivationsspritze am Vormittag. Klublegende Manu Ginobili schaute im Trainingszentrum vorbei und warf locker ein paar Serien mit. Der 41-jährige Argentinier wirkt nach seinem Karriereende im Sommer noch schlanker als in seiner aktiven Zeit.

In San Antonio gibt es nicht nur einge Taxler, die an eine mexikanische Immobilien-Mafia glauben, sondern auch als eingefleischte Spurs-Fans den Namen Jakob Pöltl nicht kennen. Das wird sich auch nicht ändern, solange Pöltl keine Spielzeit bekommt. Der 2,13 Meter große Center aus Wien hält weiterhin bei drei Einsätzen bzw. 33:47 Spielminuten für die Texaner, zu denen er im Sommer aus Toronto gestoßen ist.

Zuschauerrolle

Spurs-Coach Gregg Popovich hat noch immer nicht seine Zauberformel für die Starting Five gefunden. Diesmal probierte er es wieder mit Dante Cunningham neben Aldridge, Gay, DeRozan und Forbes. Von der Bank kam Pau Gasol, der in der Defensive in Halbzeit einige schöne Blocks hatte. Im ersten Viertel ließ Doncic ein paar Mal mit sehr langsamen, aber sehr genialen einhändigen Würfen vom Zonenrand sein Riesentalent aufblitzen.

Nach einem ausgeglichenen ersten Viertel waren die Bankspieler beider Teams an der Reihe, nur Pöltl blieb die Zuschauerrolle. Wirklich gefährlich werden die Spurs aber nur durch LaMarcus Aldridge und DeRozan. Ein typischer Spurs-Angriff endet oft mit einem Pass an den Zonenrand zu Aldridge, der sich als Wandschrank unaufhaltsam zum Korb schiebt.

In der Halbzeitpause präsentieren Kinder eine Tanz-Choreographie mit Gewehren. Hier wundert einen bald gar nichts mehr.

Thompsons Wahnsinn

Währenddessen bahnte sich im Parallelspiel zwischen Golden State und Chicago zur Halbzeit (92:50) Historisches an. Klay Thompson hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zehn (!) Dreier reingewuzzt. Nicht nur Stephen Curry kann das.

In San Antonio setzten sich die Spurs bis zur Halbzeit kontinuierlich ab. Im dritten Viertel war es in Chicago dann so weit: Thompson brach mit 14 Dreiern in einem Spiel den alten Rekord von 13 Dreiern von Steph Curry. Die Bulls sind einfach nur inferior.

In San Antonio schnarchten die Spurs sehr laut im Schlaf zu Beginn der zweiten Hälfte und Luka Doncic drehte für Dallas mit drei Dreiern auf. Doncic ist erst 19 Jahre alt und spielt wie einst Magic Johnson. Hier eine Finte, da ein Eurostep und dann der Floater mit Brett. Die Antwort gab ein anderer unglaublicher versierter Europäer auf Seiten der Spurs. Der Italiener Marco Belinelli hat einen schwammigen Oberkörper wie ein Busfahrer auf der Linie 10A von Wien-Heilgenstadt nach Gersthof, sein Wurfhändchen brachte die Spurs aber wieder in Führung. Stand nach dem dritten Viertel: 76:74.

Im Schlussviertel war es dann fast nur mehr eine Luka Doncic-Show. Man sah, warum der junge Slowene in Europa mit Real Madrid alles gewonnen hat. Abgezockt dirigierte er den Ball wohin er wollte auf dem Parkett und öffnete die Spurs immer wieder wie ein Packerl Mannerschnitten. Das Heimteam hielt aber wie so oft durch DeRozan dagegen. Am Ende vergab Dennis Smith Jr. zwei Sekunden vor Schluss an der Freiwurflinie den Sieg für Dallas: 102:102. Verlängerung.

Fünf Minuten Bonus in einer ab der zweiten Halbzeit hochklassigen Partie. San Antonio spielte gute Würfe heraus, Dallas hatte sein Pulver verschossen. Demar DeRozan traf zehn Sekunden vor Schluss seinen gefühlten achtzehntausendsten Wurf aus der Mitteldistanz und aus war's.

Taxi bitte?

Jakob Pöltl war "natürlich enttäuscht", dass er wieder nicht zum Einsatz gekommen ist. "Ich hätte gern gespielt, aber es ist, wie es ist". Dallas sei eben "wieder ein Team mit einer sehr kleinen Lineup" gewesen und habe nur eine kurze Phase "mit zwei Bigs" gespielt.

Nach dem Spiel dann das übliche Chaos. Tausende Menschen fahren mit einem Uber zurück in die Stadt. Weil Uber ein Ausbeuter-Unternehmen der New Economy ist, setzt sich das Gros der Fahrer aus Pensionisten zusammen, die in Altersarmut ein paar Dollar für kalorienreiche Mahlzeiten dazuverdienen müssen. Die kennen sich oft in ihrer eigenen Stadt nicht aus, fahren gefährlich und finden trotz Navi den Abholort nicht. Das heißt aber nicht, dass ein Taxi besser gewesen wäre, wo schon ein paar Dollar nur fürs Einsteigen fällig werden und weder Service noch Preissicherheit herrscht. (Florian Vetter aus San Antonio, 1.11.2019)

Ergebnisse:

San Antonio Spurs (ohne Jakob Pöltl) – Dallas Mavericks 113:108 n.V.
Indiana Pacers – Portland Trail Blazers 93:103
Philadelphia 76ers – Atlanta Hawks 113:92
Miami Heat – Sacramento Kings 113:123
New York Knicks – Brooklyn Nets 115:96
Chicago Bulls – Golden State Warriors 124:149
Milwaukee Bucks – Toronto Raptors 124:109
Minnesota Timberwolves – Los Angeles Lakers 124:120
Denver Nuggets – New Orleans Pelicans 116:111