US-Trompeterin Jaimie Branch gastiert in Wels.


Foto: Peter Gannushkin

Das vom Welser Kulturverein Waschaecht heuer bereits in seiner 32. Ausgabe betreute und traditionell sehr schnell ausverkaufte Festival Music Unlimited gilt neben den Konfrontationen in Nickelsdorf als eine der wenigen sorgfältig kuratierten Möglichkeiten, in Österreich "Jazz" mit Anführungszeichen abseits seiner musealen Verwaltung in mehrtägiger Powerpackung zu konsumieren. Nicht umsonst wird im heurigen Programmheft der fabelhafte US-amerikanische Freigeist und Multiinstrumentalist Jim O'Rourke zitiert, der sich gegen Jazz als technikgeiles Handwerk verwehrt, in dem es nur darum geht, auf dem Instrument burschikose Längenvergleiche anzustellen.

Lieber schon soll es beim Spielen wie Hören freier und improvisierter Musik darum gehen, dass verschiedene Kombinationen von Musikerinnen und Musikern eben auch aufgrund verschiedener kreativer Ansätze eine individuell klingende Musik abseits eines Malens nach Zahlen entwickeln, die nur in dieser speziellen Konstellation möglich erscheint.

Vergleiche mit Sex sind im Freistil- und Grenzlandgenre also durchaus zulässig. Die Grenzen zwischen entrückter Avantgarde, strenger Kammer der E-Musik, Pop, Noise, Punk, Metal, Funk, Drone, Amok und Dingstibumsti verschwimmen. Hauptsache, Musik, Hauptsache, nicht langweilig.

Nach einem im Vorjahr von US-Gitarristin Mary Halvorson kuratierten Gitarrenschwerpunkt im Schl8hof Wels hat sich heuer die Stoßrichtung auf Blechgebläse verlagert. Neben den Überlastungsstudien des New Yorker Trios Pulverize the Sound reist etwa die Trompeterin Jaimie Branch aus Chicago an. Bevor am Sonntag Stammgast Mats Gustafsson mit Motörhead-Saxofon und dem Fire! Orchestra den Weltuntergang einläutet, kann man auch noch Gitarristen-Altstar Fred Frith oder Kompost 3 erleben. Das heimische Quartett Kompost 3 befindet sich übrigens schon ab 2. 11. auf Österreichtour. (Christian Schachinger, 30.10.2018)


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B I L D U N T E R S C H R I F T:


(30.10.2018)