Ein bisschen grünlich, aber gesund: In Amsterdam gibt es nun Burger ohne Fleisch, dafür mit "grünem Gold", wie Algen auch genannt werden. Denn sie enthalten viele Omega-3-Fettsäuren und sind voller Mineralien und Proteine.

Foto: The Dutch Weed Burger

Wie er wohl schmecken wird? Anna, eine junge Touristin aus Denver, ist gespannt: "Ich habe so etwas noch nie gegessen, ich wusste gar nicht, dass es das gibt – einen Weedburger!" So heißt auch das gemütliche kleine Restaurant, in dem sie sitzt: The Dutch Weed Burger – der holländische Algenburger. Es liegt im westlichen Stadtzentrum von Amsterdam. "Our food is grown, not born", steht an den Wänden: "Unser Essen ist gewachsen und wurde nicht geboren."

Denn dieses Restaurant hat sich ganz auf vegane Gerichte spezialisiert, die mit Algen zubereitet werden – dem "grünen Gold", wie sie auch genannt werden: weil Algen reich an Omega-3-Fettsäuren sind und Mineralien und Proteine enthalten, die auch im Fleisch vorkommen.

"Uns hat er geschmeckt!", versichern die beiden schwedischen Studentinnen am Nebentisch, die ihre Mahlzeit gerade beendet haben. An das Aussehen des Algenburgers allerdings müsse man sich erst gewöhnen: Das Brötchen ist grünlich.

Grünes Brötchen

Das liegt an der Süßwasseralge, mit der es gebacken wird: Chlorella", sagt Geschäftsführerin Larissa van Nimwegen, die weiter hinten in der offenen Küche steht. Das genaue Rezept will sie nicht verraten: Wir waren die Ersten, die mit dem Algenburger auf den Markt kamen, aber inzwischen haben wir Nachahmer." Sie hat gerade einen Algenburger aus dem Kühlschrank geholt und auf die Bratplatte gelegt.

Ungebacken sieht er nicht grünlich, sondern fast weiß aus, gesprenkelt mit dunklen Flecken. Denn zu 90 Prozent besteht der Algenburger aus Sojabohnen, bei den restlichen zehn Prozent handelt es sich um die Braunalge Kombu Royal – eine der jodreichsten essbaren Algen überhaupt, im Volksmund auch Zuckertang genannt. Der sorgt für die braunen Flecken.

Anbau im Nationalpark

Kombu Royal eignet sich wunderbar als Backzutat oder zum Würzen von Speisen. "Unsere Braunalgen werden nachhaltig gezüchtet, auf einer Algenfarm in der Oosterschelde", sagt van Nimwegen. Dieser Meeresarm im Flussdelta von Rhein, Maas und Schelde in der Provinz Zeeland ist der größte Nationalpark der Niederlande, dort wachsen 160 der insgesamt 220 Algensorten, die es in den Niederlanden gibt.

Die Geschäftsführerin schneidet ein Algenbrötchen auf und belegt es mit Salatblättern, Tomaten und Essiggurken. Dann kommt der Algenburger dazwischen. Darüber kommt eine Algensoße, wahlweise mit mehr oder weniger Knoblauch, und zwar aus Meerlattich oder Meersalat, wie er auch genannt wird. Dabei handelt es sich um eine mehrzellige Grünalge, die besonders viel Magnesium enthält. "Insgesamt verwenden wir für den Algenburger drei verschiedene Algensorten", sagt van Nimwegen: den Meerlattich für die Soße, Kombu Royal für den Sojaburger und Chlorella für das Brötchen.

Es stelle sich dasselbe Sättigungsgefühl wie bei einem Fleischhamburger ein. Mit dem Unterschied, dass der Algenburger weitaus umweltfreundlicher hergestellt werden kann. Denn Algen verbrauchen kein Land, um zu wachsen, und so gut wie kein Süßwasser.

Genau darum sei es den Erfindern des Algenburgers auch gegangen: eine nachhaltige Alternative zu Fleisch zu bieten, ohne Tierleid und weitaus schonender für die Umwelt, sagt Geschäftsgründer Mark Kulsdom. Er spricht vom "besten Hamburger auf und für diesen Planeten".

Die Algenburger-Idee entstand, als Kulsdom zusammen mit Lisette Kreischer, einer der Mitbegründerinnen der niederländischen Veganistenbewegung, einen Dokumentarfilm über pflanzliche Ernährung im Allgemeinen und die Alge im Besonderen drehte. Aus diesem Konzept sei ein Rezept geworden: "Ein Koch aus Scheveningen hat für uns 2012 die ersten Algenburger gebacken. 700 Stück haben wir auf einem Open-Air-Festival verteilt. Und die gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln."

Fischige Weed and Chips

Selbst Gourmetkritiker kamen ins Schwärmen: "Manchmal ist es ein Vergnügen, die Welt vor dem Untergang zu retten", sagte zum Beispiel der Kritiker der Tageszeitung Trouw. Inzwischen wird der Algenburger nicht nur auf Festivals, sondern auch in rund 130 Restaurants angeboten. Vielleicht wird es ihn auch bald auch in anderen europäischen Ländern geben, die Verhandlungen laufen. In Kulsdoms eigenem Restaurant in Amsterdam stehen inzwischen auch Weeddogs statt Hotdogs auf der Speisekarte sowie Weed and Chips statt Fish and Chips – mit Algen und in Algenbutter gebraten.

"Manche Gäste könnten darauf schwören, dass sie echten Fisch beinhalten!", sagt van Nimwegen, als sie Anna, der Touristin aus Denver, den ersten Dutch Weed Burger serviert. Diese greift sofort mit beiden Händen zu und beißt rein. Und? Schmeckt er? "Sehr gut", sagt Anna mit vollem Mund. (Kerstin Schweighöfer aus Amsterdam, 1.11.2018)