In der dritten Generation sind Nachkommen von Urgroßmüttern, die sich fettreich ernährt haben, anfällig für Suchtverhalten und Fettleibigkeit.

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Ernährungsgewohnheiten von Müttern wirken sich nicht nur auf ihre Kinder und Enkel aus, sondern auch auf die Urenkel. Zu diesem Schluss kommen Forschende aus dem Labor für Translationale Ernährungsbiologie der ETH Zürich gemeinsam mit Kollegen aus Cambridge und Basel. In der Studie beschreiben sie, wie sich fettreiche Ernährung ungünstig auf die Nachkommen auswirkt. Die Ergebnisse wurden in "Translational Psychiatry" veröffentlicht.

Für ihre Untersuchung fütterten die Forschenden neun Wochen lang weibliche Mäuse mit fettreicher Nahrung – vor der Paarung, während der Schwangerschaft und während der Stillzeit. Ihre männlichen Nachkommen wurden dann mit Weibchen gepaart, die eine Standard-Labornahrung erhalten hatten. Die männlichen Nachkommen dieser Mäuse wurden wiederum mit Weibchen gepaart, die eine Standard-Labornahrung erhalten hatten.

Um die stoffwechselbedingten Merkmale von Fettleibigkeit zu beurteilen, haben die Wissenschafter bei den Nachkommen der zweiten und dritten Generation Körpergewicht, Energiestoffwechsel, Fettstoffwechsel und Blutplasmaparameter wie Insulin und Cholesterin gemessen.

In Verhaltensexperimenten untersuchten sie zudem, ob die Mäuse besonders nahrhafte Lebensmittel bevorzugten, also eine fettreiche Nahrung gegenüber einer Standardnahrung oder eine Zuckerlösung gegenüber Wasser. Sie beobachteten auch, ob Mäuse stärker auf Drogen wie Alkohol und Amphetamine reagierten. Diese Resultate verglichen sie mit jenen einer Kontrollgruppe, in der niemand der Vorfahren fettleibig war.

Süchtig und fettleibig

Das Ergebnis der Experimente: Die Enkelkinder der Mäuse, die sich fettreich ernährt hatten, zeigten suchtähnliche Verhaltensweisen sowie Merkmale von Fettleibigkeit. Dabei konnten auch Veränderungen im Stoffwechsel festgestellt werden. Bei Nachkommen der dritten Generation, also den Urenkeln, beobachteten die Forscher Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen: Während die Weibchen ein suchtähnliches Verhalten zeigten, wiesen die Männchen Merkmale von Fettleibigkeit auf.

"Die Ergebnisse aus unserer Mausstudie können sicher nicht eins zu eins auf Menschen übertragen werden", sagt Daria Peleg-Raibstein, die Schlussautorin der Studie. Doch ist es praktisch unmöglich, solche Langzeitfolgen von Überernährung beim Menschen zu untersuchen. Hier würde es zu viele Störfaktoren geben. "Mit dem Mausmodell konnten wir die Auswirkungen einer fettreichen Ernährung auf nachfolgende Generationen ohne diese Faktoren untersuchen", so Peleg-Raibstein. In weiteren Studien wollen die Forscher nun herausfinden, welche molekularen Übertragungsmechanismen für diese Langzeitfolgen bei den nachkommenden Generationen verantwortlich sein könnten. (red, 2.11.2018)