Alte Menschen haben Zeit und oft auch Geld. Daher wurden sie von der Geschäftswelt als Zielgruppe entdeckt, die massiv umworben wird. Auch für Anleger ergeben sich hierbei Chancen.

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Dass die Menschen immer älter werden, dessen ist sich Vafa Ahmadi sicher. Ob dieses Älterwerden auch immer mit mehr Lebensqualität und einer besseren Gesundheit einhergeht, ist für den Manager des Fonds CPR Invest – Global Silver Age schon eine kniffligere Frage. Denn es gebe Themen, die das Älterwerden mit sich bringe.

2020 – und das ist schon in zwei Jahren – wird es laut Uno erstmals in der Geschichte der Menschheit mehr Leute geben, die über 60 Jahre alt sein werden, als Kinder unter fünf Jahren. Werden wir dann aber auch gesünder sein? "Ja, daran gibt es keinen Zweifel", sagt Ahmadi zum STANDARD. Gesünder jedenfalls als je zuvor. Denn die Mittelschichten wachsen weltweit. Und sobald man ein Dach über den Kopf habe, Essen und Kleidung, wirke sich das fördernd auf die Gesundheit aus. Auch Bildung trage zu dem Thema bei und wirke sich positiv aus. Daher, so Ahmadi, werde zwar die Qualität des Alterns nicht überall gleich sein, "aber wir werden gesünder sein", so der Experte.

Neue Geschäftskonzepte

Auch die Lebensqualität wird höher sein. "Die Generation, die jetzt 70 wird, ist jedenfalls besser dran als ihre Eltern und die wiederum waren besser dran als deren Eltern", sagt Ahmadi. Qualität hat für jeden aber auch eine andere Bedeutung. Die einen lesen mehr, die anderen reisen mehr oder sehen mehr fern. Aber generell gesprochen steige die Lebensqualität, was sich etwa in mehr Freizeit ausdrücke. So steigt etwa die Anzahl der Nächte, die man privat in einem Hotel verbringt, wenn man älter wird.

Um diese Themen bilden sich freilich auch Geschäftsmodelle. Kreuzfahrten haben in den vergangenen Jahren durch die reisenden Älteren einen hohen Stellenwert bekommen. Vor allem in Japan wird auf die alternde Gesellschaft gesetzt. Das japanische Unternehmen Resorttrust etwa bietet für verlängerte Wochenenden ein Paket aus Golf, Spa und einen kompletten Gesundheitscheck an. Solche Themen sucht Ahmadi. Gesundheit, Freizeit und Arzneimittel gehören zu den größten Branchen im Silver-Age-Fonds, den er für das Haus CRP managt, eine Tochter von Amundi, die zuletzt in Österreich Pioneer Investments übernommen haben.

Dass ältere Menschen aber auch tendenziell aus dem Berufsleben fallen und etwa das Gesundheitssystem in den USA Probleme mit sich bringe, klammert der Investmentexperte nicht aus.

Game-Changer

Die alternde Gesellschaft ist aber nicht das einzige Thema, auf das Ahmadi setzt. Auch einen Themenfonds zu Megatrends managet CPR. So läutet etwa künstliche Intelligenz die nächste technologische Revolution ein. Bis 2025 sollen laut dem US-Marktforschungsunternehmen Tractica weltweit rund 37 Milliarden US-Dollar in dieses Thema investiert werden.

Dabei müsse man laut Ahmadi unterscheiden zwischen jenen, die das aktuelle Umfeld stören ("disrupter"), und jenen, die das Game dann gewinnen. So hat Apple die Welt von Blackberry erschüttert, die zuvor Nokia aus der Bahn geworfen haben. Dennoch müsse Apple auf der Hut vor der nächsten Innovation sein. In der Autobranche sei das laut Ahmadi ähnlich. Tesla ist hier sicherlich eines der Unternehmen, welche die traditionelle Branche "gestört" haben. Ob es Tesla aber aus der Nische in den Massenmarkt schaffen werde, stehe noch in den Sternen. Im Bereich TV habe Netflix die Art verändert, wie Fernsehen konsumiert werde, im Bereich Tourismus habe Airbnb die Möglichkeiten der Übernachtung revolutioniert, Uber die Art des Personentransports.

Themenfonds brauchten jedoch Zeit, um ihr Potenzial zu entfalten. Sie eignen sich laut Ahmadi aber gut zur Beimischung eines Portfolios, weil Anleger somit Schwerpunkte bei Themen setzen können, die ihnen wichtig sind. (Bettina Pfluger, 1.11.2018)