Brüssel – Das Aus für Plastikteller, Strohhalme und andere Kunststoff-Wegwerfprodukte in Europa rückt immer näher. Die EU-Staaten stimmten am Mittwoch für das geplante Verbot von Einwegplastik. Das Europaparlament hatte sich bereits vor gut einer Woche dafür ausgesprochen. Bis Ende des Jahres sollen nun die finalen Verhandlungen zwischen beiden Seiten abgeschlossen werden.

Die EU-Kommission hatte im Mai vorgeschlagen, Einweggeschirr, Strohhalme, Wattestäbchen und andere Wegwerfartikel aus Plastik zu verbannen. Sie legte sich damit mit der Kunststoffbranche an, die laut Behördenangaben 2015 einen Umsatz von 340 Milliarden Euro machte und 1,5 Millionen Menschen beschäftigte. Verboten werden sollen jedoch nur Gegenstände, für die es aus Sicht der Kommission bereits Alternativen gibt.

ORF

Umweltschäden im Wert von 22 Milliarden Euro verringern

Die EU-Kommission verspricht sich davon große Umweltvorteile. Die Maßnahmen sollen den Ausstoß von Kohlendioxid um 3,4 Millionen Tonnen verringern. Bis 2030 könnten so Umweltschäden im Wert von 22 Milliarden Euro vermieden werden, hieß es. Konsumenten könnten sich bis zu 6,5 Milliarden Euro sparen. Die Kommission begründet den Vorstoß vor allem mit dem Schutz der Ozeane. Mehr als 80 Prozent des Mülls in den Meeren sei Plastik.

"Plastikmüll verschmutzt unsere Flüsse, Strände und Ozeane. Daher wollen wir Plastikprodukte, für die es gute Alternativen gibt, verbannen", sagte Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Österreich hat derzeit den Vorsitz unter den EU-Staaten inne.

Die Kommission hatte vorgeschlagen, die Hersteller bestimmter Wegwerfartikel an den Kosten für die Umweltsäuberung zu beteiligen. Die EU-Staaten wollen nun noch darüber hinausgehen: Nicht nur die Hersteller, sondern auch Firmen, die betreffende Einwegprodukte importieren beziehungsweise verkaufen, sollen zur Kasse gebeten werden.

Bei dem Kommissionsvorschlag handelt es sich um eine EU-Richtlinie, die Mitgliedsstaaten haben dabei nach der endgültigen Einigung in der Regel zwei Jahre Zeit, die Vorgaben in nationales Recht umzusetzen.

Forderungen des EU-Parlaments

Geht es nach dem EU-Parlament, sollen Teller, Besteck, Strohhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Haltestäbchen für Luftballone verboten werden. Zudem unternimmt es einen neuen Anlauf, die sehr leichten Plastiksackerln, die kostenlos in den Obst- und Gemüseabteilungen aufliegen, in die Liste aufzunehmen.

Aber auch die Filter von Zigarettenstummeln verschmutzen zunehmend die Umwelt. Die Zahl der Zigarettenfilter, die Plastik enthalten, soll daher bis 2025 um die Hälfte und bis 2030 um 80 Prozent reduziert werden. Die EU-Staaten sollen zudem dafür sorgen, dass mindesten 50 Prozent der Fischernetze, die in den Meeren treiben, eingesammelt werden. Bis 2025 soll dafür eine Recyclingquote von mindestens 15 Prozent vorgeschrieben werden.

Plastikflaschen sollen separat gesammelt werden

Plastikflaschen sollen künftig aber separat gesammelt werden. Zudem sollen die EU-Staaten bis 2025 mindestens 90 Prozent der Einwegplastikflaschen wiederverwerten. Neu verkaufte Flaschen sollen dann zu mindestens 35 Prozent aus recyceltem Material bestehen.

Essensverpackungen, Plastikflaschen, Strohhalme, Zigarettenfilter: Das sind einige Einwegplastikprodukte, die am häufigsten in der Umwelt landen.
Foto: imago/Jochen Tack

13 Millionen Tonnen Plastik gelangen pro Jahr ins Meer

Im Juni veröffentlichte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen den ersten Plastikreport. Insgesamt soll die Produktion von Plastik bis 2025 etwa 500 Millionen und bis 2030 sogar 619 Millionen Tonnen erreichen. Vor allem Entsorgung und Recycling müssen daher zunehmend zum Thema werden, betonen die UN. Denn bis zu 13 Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr ins Meer. (july, APA, 31.10.2018)