Siebenschläfer zeigen im steigenden Alter kein Nachlassen, sondern einen Anstieg im Fortpflanzungsdrang.

Foto: Jessica Cornils/Vetmeduni Vienna

Wien – Siebenschläfer (Glis glis) machen ihrem Namen alle Ehre, halten sie doch im Schnitt acht bis neun Monate lang Winterschlaf – in Extremfällen sogar bis zu elf Monate. Das ist auch das Geheimnis ihres langen Lebens: Durch den deutlich reduzierten Stoffwechsel bringen es die kleinen Nager zu einer außergewöhnlich hohen Lebenserwartung, sie werden bis zu 13 Jahre alt.

Mit zunehmendem Alter nimmt das Schlafbedürfnis der Tiere jedoch ab. Warum, haben nun Forscher der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien herausgefunden: Wie sie im Fachblatt "Scientific Reports" berichten, schlafen die älteren Tiere weniger, weil sie ein gesteigertes Reproduktionsverhalten an den Tag legen.

Später schlafen

Im Rahmen ihrer Studie werteten die Wissenschafter um Claudia Bieber Beobachtungsdaten einer unter semi-natürlichen Umständen in einem Außengehege gehaltenen Siebenschläferpopulation über zehn Jahre hinweg aus. Auf dieser Basis konnten die Forscher erstmals zeigen, dass der Winterschlaf im Alter hinausgezögert wird und die älteren Siebenschläfer früher aufwachen. Als Grund dafür identifizierten sie den steigenden Fortpflanzungsdruck, der auf den Tieren lastet.

Wenn die Tiere Junge bekommen, müssen sie sich um den Nachwuchs kümmern, und gehen daher auch später in Winterschlaf. Das gilt aber nicht nur für die Weibchen: "Immerhin darf 'Mann' sich ja nicht entgehen lassen, falls ein Weibchen einen Wurf verloren hat und noch mal zur Paarung bereitsteht", sagt Bieber. "Tatsächlich zeigen Siebenschläfer kein altersbedingtes Nachlassen in der Reproduktion, die Würfe werden mit zunehmendem Alter sogar immer größer." Mit schwindenden Chancen, noch ein weiteres Jahr zu überleben, nehmen die älteren Tiere auch ein höheres Risiko in Kauf, von einem Beutegreifer erwischt zu werden.

Flexible Nager

Für Bieber sind die neuen Ergebnisse "weitreichend und bestätigen evolutionsbiologische Theorien, nach denen Lebewesen immer die Strategie verfolgen sollten, die ein Maximum an Nachkommen ermöglicht". Damit sei belegt, dass der Winterschlaf nicht nur eine Strategie zur Energieeinsparung bei ungünstigen Nahrungsbedingungen ist, sondern sogar abhängig vom Alter von den Tieren flexibel eingesetzt wird, um ein möglichst langes Leben mit vielen Nachkommen zu gewährleisten. (red, APA, 4.11.2018)