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Im Norden Italien wurden Ende Oktober Boote angespült.

Foto: AP/Antonio Calanni

Im Adriaraum ist der Klimawandel in diesem Jahr besonders spürbar. Dabei machen sich nicht nur Hitze- und Dürreperioden im Sommer bemerkbar. Extreme Wetterereignisse haben erst in den vergangenen Wochen Länder, die rund ums Mittelmeer liegen, heimgesucht. Forscher gehen davon aus: Der Klimawandel macht Wetterkapriolen extremer. Bei den heftigen Unwettern der vergangenen Wochen kamen im Mittelmeerraum mehr als 60 Menschen ums Leben.

"Die Temperatur der Meeresoberflächen hat sich durch die globale Erwärmung verändert", sagte Peter Hoffmann, Meteorologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Das gelte auch für das Mittelmeer. Dadurch habe sich die Dynamik des Wetters verändert. "Es muss nicht unbedingt sein, dass die Häufigkeit von diesen Wetterextremen zunimmt, aber es ist wahrscheinlich, dass die Intensität zunimmt." Das gelte für eine Reihe von Unwettern in der Mittelmeerregion in der aktuellen Saison, und es lasse sich da kein exakter Schlussstrich zum Beispiel Ende Oktober ziehen, erläutert Hoffmann.

Denn betroffen waren auch noch im Herbst viele Mittelmeerländer: Sturmböen und Starkregen führten im Oktober in fast ganz Italien zu Unwetteralarm. Mehrere Menschen starben. In einigen Orten in Südfrankreich stieg das Hochwasser mehr als sieben Meter. Binnen weniger Stunden fiel so viel Regen wie sonst in einem halben Jahr. Besonders hart trafen die Wetterkapriolen Mallorca. Dort fielen am Abend des 9. Oktobers binnen weniger Stunden 233 Liter Niederschlag pro Quadratmeter.

Die Wassermassen rissen 13 Menschen in den Tod. Auch andere Regionen Spaniens erlebten Regenrekorde. In Tunesien verwandelten heftige Niederschläge ausgetrocknete Täler um den Ort Nabeul in große Flüsse. Mindestens elf Menschen kamen in dem nordafrikanischen Land ums Leben. In Jordanien rissen Wassermassen zahlreiche Schulkinder in den Tod.

Welterbestätten bedroht

Dass es im Oktober, in der Übergangszeit vom Sommer zum Winter, im Mittelmeerraum etwas stärker regne, sei nicht ungewöhnlich, erklärte Klimaforscher Hoffmann. Das Mittelmeer heize sich im Sommer auf und speichere die Wärme länger als die Luft. Der Klimawandel aber steigere die Unterschiede zwischen Wasser- und Lufttemperatur: Die Heftigkeit der Regenfälle nehme zu.

Mit seinen Warnungen steht der Forscher nicht allein. Wissenschafter aus Kiel warnten im Journal Nature Communications, dass ein großer Teil der Unesco-Welterbestätten am Mittelmeer bedroht seien: die Lagune von Venedig, das türkische Ephesos, die Ruinen von Karthago in Tunesien.

Forscher der Universität Gießen warnten im Fachblatt Nature Climate Change, dass es in einigen mediterranen Regionen zudem zu Wasserknappheit kommen könne. "Gesundheits- und Sicherheitsprobleme werden sich in den kommenden Jahrzehnten verschärfen, und die Ernährungssicherheit werde sich verschlechtern", sagte Koautorin Elena Xoplaki vom Institut für Geografie. Niederschläge würden vor allem auf der Südseite des Mittelmeeres geringer ausfallen. "In politisch instabilen Ländern können die Folgen des Klimawandels zudem sozioökonomische Risiken darstellen, die zu Konflikten, Hunger und Migration führen können." (Julia Schilly, 5.11.2018)