Für den Lernprozess ist Arbeit an der Tafel viel besser als Powerpoint-Folien, sagt Bent Meier Sørensen.

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So schlimm ist es aber auch nicht.

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In Universitäten und andere Bildungseinrichtungen sind sie häufig zu sehen: Powerpoint-Präsentationen. Studenten stellen damit ihre Arbeiten vor, Lehrende bereiten ihre Vorträge damit auf. Eine Praxis, die Bent Meier Sørensen von der Copenhagen Business School sauer aufstößt. Er schlug bei "The Conversation" schon vor längerem vor, derlei Präsentationssoftware aus den Hörsälen zu verbannen.

Er erinnert sich daran, die Aufmerksamkeit seiner Studenten "komplett verloren" zu haben, als er unnachgiebig einfach die "Bullet Points" seiner Präsentation herunterlas. Mit der Zeit langweilte er sich damit auch selbst und beschloss letztlich, Powerpoint den Laufpass zu geben.

Lernen ist nicht abkürzbar

Es gibt freilich auch andere Gründe, warum eine Vorlesung nicht "funktioniert", argumentiert er. Bei Powerpoint ergeben sich die Schwierigkeiten aber auch daraus, dass die Software eigentlich für Unternehmen gemacht wurde und nicht für Lehrer. Aber auch Alternativen wie "Prezi", die modernere Effekte, 3D-Animationen und andere Tools bieten, würden das Problem eher noch verschlimmern.

Ein Lehrender solle Wissen nicht in Form von Schlagwortlisten verkaufen, sondern Studenten an Probleme heranführen. Dieser Lernprozess sei langsam und beschwerlich und könne nicht auf diese Weise abgekürzt werden. Die Folien würden dazu führen, dass Studenten diese Schlagworte auswendig lernen, statt selber in wissenschaftlichen Texten nach guten Argumenten zu stöbern. Es mache sie auf diese Weise dumm.

Tafel statt ".ppt"

In der Copenhagen Business School habe man mit dem Powerpoint-Verbot Ernst gemacht. Zuvor war im "Philosophie und Wirtschaft"-Masterprogramm auch schon die Verwendung sozialer Medien untersagt worden. Einzig Lehrende dürfen noch Bilder, Videos und Zitate von Autoren von Primärliteratur verwenden.

Das erfordere dafür mehr Planungsaufwand für die Kurse. Grundsätzlich solle klar sein, was in einer Lehrstunde passiert, der Inhalt aber variabel und erweiterbar bleiben. Die Studenten haben gut sichtbare Namenskarten, sodass weniger aufmerksame Teilnehmer direkt adressiert und involviert werden können – beispielsweise in dem sie eine Frage mündlich beantworten oder Ideen auf der Tafel beitragen.

Gutes Echo

Das Feedback sei bislang positiv. Die Studenten würden eine ordentlichere Struktur für die Arbeit an der Tafel fordern, Klagen über das Fehlen von digitalen Präsentationen gäbe es aber nicht. Zuvor hatten sie beständig verlangt, die Präsentationsfolien schon vorab zu erhalten. Während sich diese während einer Vorlesung kaum sinnvoll nachbearbeiten lassen, seien Inhalte auf der Tafel in "Echtzeit" anpassbar.

Das sei nicht nur besser für die Teilnehmer. Ohne Powerpoint-Folien müssten auch die Vortragenden sich mehr den Studenten zuwenden, statt sich an Text und Struktur ihrer Folien festzuhalten.

Nicht der erste Kritiker

Sørensen ist nicht der erste Wissenschaftler, der von PowerPoint im Lehreinsatz wenig hält. Auch er argumentierte schon 2003 in "Wired", dass die Software für firmeninterne Präsentationen von Geschäftszahlen gedacht sei. Studenten und Schüler würden auf diese Weise lernen, wie man Dinge als "Sales Pitch" gestaltet, statt Erkenntnisse in ganzen Sätzen auszuformulieren. Statt zur Darstellung eines Themas beizutragen, ersetze es sie und zeige damit auch mangelnden Respekt gegenüber den Zuhörern.

2007 fanden australische Wissenschafter Hinweise darauf, dass digitale Präsentationen für den Lernprozess tatsächlich schlechter sein könnten. Ihren Erkenntnissen nach, ist es für das Hirn besser, Neues primär über ein Sinnesorgan aufzunehmen, statt es gleich in Bild und Ton vermittelt zu bekommen.

Differenzierter sieht es Kommunikationsexpertin Nancy Duarte in ihrem Buch "Slideology" aus 2009. Sie erklärt, dass Präsentationen sehr wohl nützlich sein können – man dürfe sie aber nicht wie einen Teleprompter zum Ablesen verwenden. (red, 20.11.2018)