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Rauhes Wetter im Londoner Finanzdistrikt.

Foto: REUTERS/Henry Nicholls

London – In den zähen Brexit-Verhandlungen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union sind Hoffnungen aufgekommen, in einem weiteren Teilbereich einen gemeinsamen Nenner zu finden. Ein Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, eine Einigung bei Finanzdienstleistungen sei in greifbare Nähe gerückt. Zuvor hatte schon die Zeitung "Times" darüber berichtet.

Ein Sprecher von Premierministerin Theresa May äußerte sich am Donnerstag allerdings deutlich zurückhaltender. Es handele sich um Spekulationen und die Gespräche liefen weiter. Ein EU-Vertreter erklärte sogar, der Zeitungsbericht sei falsch. Das britische Brexit-Ministerium teilte mit, es gebe Fortschritte, die Gespräche dauerten aber an. "Nichts ist beschlossen, solange nicht alles geregelt ist." Forderungen nach Unterstützung für britische Firmen wegen des geplanten EU-Austritts wies May einem anderen Insider zufolge zurück. Am Finanzmarkt dominierten dennoch die Hoffnungen auf einen Durchbruch. Das Pfund legte zu.

Zugang zu europäischen Märkten

Die vorläufige Vereinbarung für Finanzdienstleistungen sieht laut einer mit den Plänen vertrauten Person vor, dass britische Finanzdienstleister weiterhin Zugang zu den europäischen Märkten hätten, ähnlich wie japanische oder US-Firmen. Im Gegenzug müsste die Branche jedoch auf Jahre EU-Regeln befolgen. Die Übereinkunft basiere auf dem in der EU existierenden Äquivalenz-System. Damit bliebe sie weit unter dem von der Branche erhofften, da nur ein weitaus kleinerer Teil des derzeitigen Geschäfts noch möglich wäre.

Großbritannien will die EU Ende März 2019 verlassen. Ohne eine Regelung über die künftigen Beziehungen könnten die in London ansässigen Finanzinstitute keine wichtigen Dienstleistungen mehr für EU-Kunden erbringen. Zudem verlören sie den Zugang zum europäischen Binnenmarkt. Seit dem Brexit-Votum Mitte 2016 hat der Finanzplatz bereits an Einfluss verloren, zahlreiche Banken haben Geschäfte verlegt oder bereiten dies vor.

Brexit-Unsicherheit wächst

Die Brexit-Unsicherheit wirkt sich seit längerem auf die Wirtschaft des Landes aus. Firmen klagen über den Verlust von Aufträgen. Im Oktober wuchs die britische Industrie so langsam wie seit dem Anti-EU-Referendum nicht mehr. Eine Unterstützung für heimische Unternehmen lehnt die Regierung Wirtschaftskreisen zufolge ab. Das hätten Premierministerin May und Finanzminister Philip Hammond am Mittwoch bei einem Treffen mit hochrangigen Wirtschaftsvertretern deutlich gemacht, sagte ein Top-Manager, der namentlich nicht genannt werden wollte. (Reuters, 1.11.2018)