Dominic Thiem feierte ein Erfolgserlebnis in Paris-Bercy.

Foto: APA/AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Borna Coric musste sich in einer offenen Partie geschlagen geben.

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Paris – Dominic Thiem hat in der Stadt der Liebe endlich auch beim Hallenturnier die Runde der letzten acht erreicht. Der 25-Jährige rang zu Allerheiligen den Kroaten Borna Coric nach 2:28 Stunden mit 6:7 (3), 6:2, 7:5 nieder und steht erstmals beim Pariser Masters-1000-Event im Viertelfinale. In diesem trifft er am Freitag (zweites Match nach 14 Uhr) auf Titelverteidiger Jack Sock (USA).

Hin und Her

Thiem hatte vor allem im dritten Satz eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt. Vor den Augen unter anderem seiner Freundin Kiki Mladenovic, die in Paris lebt, stellte Thiem dann im Head-to-Head mit dem 21-jährigen Coric doch noch auf 3:1.

"Es war ein unfassbarer Fight von uns beiden. Ich habe eigentlich einen guten Start erwischt, hatte gleich zu Beginn drei Breakbälle, die ich aber nicht nutzen konnte. Von da an war es sehr offen", berichtete ein erleichterter Thiem im Sky-Interview.

Coric habe danach ein "unfassbares" Tiebreak gespielt. "Da habe ich mir nicht viel vorwerfen können. Der zweite Satz war enger, als es das Ergebnis aussagt und der dritte Satz war ein bisserl eine Achterbahnfahrt. Zum Glück habe ich es nach 0:30 noch ausserviert."

Revanche gegen Sock

Im vierten Duell mit Sock ist Thiem nun Favorit. Sock hat nach einer schwachen Saison überraschend das Viertelfinale erreicht, allerdings hatte er ja im Achtelfinale nicht wie geplant gegen Rafael Nadal spielen müssen. Thiem führt gegen mit 2:1-Siegen (alle auf Hardcourt). Das bisher letzte Match hatte vor zwei Jahren just in Paris-Bercy stattgefunden und war an Sock gegangen.

"Überall anders wäre er ein ganz gutes Los gewesen, hier nicht", weiß Thiem über die Stärken Socks gerade in Bercy. "Ich werde versuchen, ihn über die Rückhand zu attackieren", verriet Thiem auch schon die Taktik. Jedenfalls ist Thiem, der im Westen der Stadt in Roland Garros nach zwei Semifinali im vergangenen Juni erstmals ein Grand-Slam-Endspiel erreicht hatte, erstmals auch in Bercy in die entscheidende Turnierphase vorgedrungen.

Zwei Sätze, zwei Breaks

Viel hätte nicht gefehlt und er wäre neuerlich vorzeitig gescheitert. Thiem begann stark, machte die ersten sechs Punkte und hatte in den ersten beiden Aufschlag-Games von Coric auch insgesamt drei Breakbälle. Diese blieben aber ungenutzt. In der Folge ging es ohne Serviceverlust nach 50 Minuten ins Tiebreak. Doch in diesem hatte Coric seine bis dahin beste Phase und dank sehr aggressivem Spiel holte er sich nach 58 Minuten eine 6:2-Führung, Satzball Nummer zwei verwertete der Weltranglisten-13. aus Zagreb.

Thiem schaltete dann nach einem 0:1-Rückstand im zweiten Satz einen Gang höher: mit acht Punkten in Folge und vor allem einem sehr starken Game als Rückschlager schaffte der French-Open-Finalist das Break des Spiels zur 2:1-Führung. Thiem behielt Oberwasser und schaffte zum 5:2 auch ein weiteres Break. Nach 93 Minuten hatte Thiem den Satzausgleich in der Tasche.

Nervenkrimi in Satz drei

Im völlig verrückt verlaufenen dritten Durchgang sah es zunächst nicht gut aus für Thiem, der nach einem Serviceverlust 1:3 in Rückstand geriet. Doch Thiem fing sich, schaffte das sofortige Rebreak und nahm dem zusehends entnervt wirkenden 21-jährigen Kroaten erneut den Aufschlag zum 4:3 ab.

Doch die Weichen zum Sieg waren nicht gestellt, denn Thiem musste selbst seinen Aufschlag gleich wieder abgeben und Coric gelang die Führung zum 5:4. Thiem drehte das Match neuerlich, schaffte das Break zum 6:5. Bei eigenem Service 0:30 retour, vermied Thiem aber den neuerlichen Gang ins Tiebreak und stellte auf 7:5.

Noch kein London-Ticket

Weil Kei Nishikori am späten Abend in der Neuauflage des Wien-Endspiels den Südafrikaner Kevin Anderson 6:4, 6:4 besiegen konnte, hat Thiem das Ticket für die ATP-Finals noch nicht fix. Im Viertelfinale trifft Nishikori auf Roger Federer, der den Italiener Fabio Fognini 6:4, 6:3 schlug. Schon zuvor hatte John Isner mit einer Achtelfinal-Niederlage seine Masters-Chancen vorerst verspielt.

Sollte Juan Martin Del Potro das seit Tagen kursierende Gerücht über eine endgültige Absage für London bestätigen, dann hätten es Thiem und Nishikori nach England geschafft. (APA, red, 1.11.2018)