Brasilia/Jerusalem – Brasiliens künftiger Präsident Jair Bolsonaro will die Botschaft seines Landes in Israel nach Jerusalem verlegen. Wie bereits im Wahlkampf angekündigt, plane er den Umzug der Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem, erklärte der Rechts-außen-Politiker am Donnerstag auf Twitter. "Israel ist ein souveräner Staat, und wir sollten das respektieren."

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu begrüßte Bolsonaros Entschluss. Das sei "ein historischer, richtiger und aufregender Schritt", erklärte Netanjahu.

Bolsonaro sagte in einem Interview, Israel könne selbst bestimmen, wo seine Hauptstadt angesiedelt ist. Er zog einen Vergleich zu Brasilien, wo Rio de Janeiro 1960 von Brasilia als Hauptstadt abgelöst wurde. Er gehe nicht davon aus, dass die Entscheidung die Beziehungen Brasiliens zur arabischen Welt belasten werde, sagte er später bei einer Pressekonferenz. "Wir haben größten Respekt vor dem israelischen Volk und der arabischen Bevölkerung."

Unruhen nach US-Botschaftsverlegung

Mit der Ankündigung geht Bolsonaro auf Konfrontation mit den Palästinensern und folgt dem Beispiel der USA. US-Präsident Donald Trump hat Jerusalem im Dezember 2017 als Hauptstadt Israels anerkannt und später die US-Botschaft dorthin verlegt. Die umstrittene Eröffnung der Botschaft am 14. Mai führte zu Unruhen mit 60 Toten. Kurz darauf verlegten auch Guatemala und Paraguay ihre Botschaften nach Jerusalem. Paraguay machte diesen Schritt Anfang September aber wieder rückgängig.

Der endgültige Status Jerusalems ist einer der größten Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Sowohl Israel als auch die Palästinenser beanspruchen es als Hauptstadt für sich. Wegen des ungeklärten Status der Stadt war es lange Zeit diplomatischer Konsens, dass Staaten ihre Botschaft nicht in Jerusalem ansiedeln. (APA, 1.11.2018)