Tecno Mobile ist die größte Marke von Transsion. Aber auch iTel und Infinix gehöhren zu der Firma.

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Haben Sie schon vom chinesischen Smartphone-Hersteller Transsion gehört? Oder von dessen populärster Marke Tecno? Nein? Dann geht es ihnen so wie vielen anderen. Außerhalb von Afrika sind beide nämlich so gut wie unbekannt. Das aber durchaus zu Unrecht: Denn mittlerweile ist Tecno in die Top 10 der weltweit größten Smartphone-Marken aufgestiegen, wie aktuelle Zahlen von Counterpoint Research zeigen.

Groß in Afrika

Der Grund dafür ist ein simpler: Die Smartphones des Unternehmens sind in Afrika äußerst populär: Bereits 2017 hat Transsion dem deutlich bekannteren Konkurrenten Samsung die Position als erfolgreichster Smartphone-Hersteller in Afrika abgenommen. Rund jedes Dritte auf dem Kontinent verkaufte Smartphone stammt aktuell von dem Unternehmen. Damit ist Transsion in einer hervorragenden Position. Denn während der globale Smartphone-Markt aktuelle bereits leicht rückläufig ist, besitzt am afrikanischen Kontinent bisher nicht einmal jeder Dritte ein solches Gerät. Das Wachstumspotential ist also riesig.

Geradezu sinnbildlich für den Wandel Afrikas – und den zunehmenden Einfluss Chinas – ist die Geschichte von Transsion: Die Firma ist zwar offiziell im chinesischen Shenzhen angesiedelt, hat in seinem Heimatland aber bis dato noch kein einziges Smartphone verkauft. Schon bald nach der Gründung im Jahr 2006 hat das Unternehmen seinen Fokus auf den afrikanischen Markt gelegt. Und das nicht nur bei der Zielgruppe: Seit 2011 wird jedes von Transsion angebotene Smartphone direkt in Afrika zusammengebaut, berichtet CNN.

China-Connection

Ganz ohne chinesischer Hilfe kommt man trotzdem nicht aus: Viele der Komponenten kommen aus China, bevor sie dann in Afrika zu fertigen Smartphones kombiniert werden. Mehr als 10.000 Angestellte hat das Unternehmen laut eigenen Angaben mittlerweile in Afrika, den Großteil davon in den Vororten der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. In China beschäftigt Transsion weitere 6.000 Mitarbeiter.

Das aktuelle Top-Smartphone von Tecno Mobile: Das Spark 2.
Grafik: Tecno Mobile

Das Erfolgsrezept des Unternehmens fußt vor allem auf zwei Faktoren: Äußerst niedrigen Preisen und einem Fokus auf lokale Bedürfnisse. So ist der durchschnittliche Verkaufspreis von Transsion-Smartphones in Afrika bei 84 Euro angesiedelt. Zum Vergleich: jener von Samsung-Geräten liegt bei mehr als 200 Euro.

Angepasste Hardware

Zudem legt man aber eben auch Wert auf Funktionen, die für afrikanische Nutzer besonders wichtig sind. Dazu zählt etwa ein großer Akku, da die Stromversorgung in vielen Regionen unzuverlässig ist – oder die Regierung regelmäßig das Netz deaktiviert. Und in manchen Regionen müssen die Nutzer weite Wege auf sich nehmen, um ihr Smartphone überhaupt auf einem lokalen Markt laden zu können – und das noch dazu gegen Gebühr.

Auch Dual-SIM-Support ist essentiell, da in Afrika viele Betreiber hohe Kosten für Anrufe bei ihren Mitbewerbern verlangen. Und ein UKW-Radio muss natürlich ebenfalls mit dabei sein. Zudem optimiere man die eigenen Smartphone-Kameras gezielt auf dunklere Hauttöne – etwas auf das andere Hersteller nur allzu gerne vergessen, betont Transsion.

Android

Beim Betriebssystem ähneln die Tecno-Smartphones dann wieder jenen der meisten Konkurrenten. Kommt hier doch Googles Android zum Einsatz – und zwar samt Play Store und all den gewohnten Google-Apps. Mit HiOS hat man allerdings eine eigene Oberfläche entwickelt, die an das User Interface bekannterer Firmen wie Huawei erinnert.

Für die Zukunft hat Transsion jedenfalls ambitionierte Pläne: Denn auch wenn man betont im Kern eigentlich ein afrikanisches Unternehmen zu sein, würde man gerne auch andere Märkte erschließen. So baut man derzeit sein Geschäft in anderen Märkten wie Indien, Russland und Bangladesh auf. Zudem will man künftig auch mit Apps und Services Geld einnehmen: Unter dem Namen Boomplay betreibt man bereits einen eigenen Spotify-Konkurrenten, aktuell arbeitet man – mit Unterstützung durch chinesisches Risikokapital an einer Suite von Finanz-Apps für die eigenen Smartphones – also einer Art Konkurrenz zu Apple Pay. (Andreas Proschofsky, 4.11.2018)