Eine Sammelklage von zehntausend Konsumenten ist selbst für einen Milliardenkonzern ein anderes Kaliber als die Klage eines kleinen VW-Besitzers.

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Die Absicht ist klar und rechtlich zweifellos legitim: Wie in hunderten Einzelverfahren, die an Bezirks- und Landesgerichten verhandelt wurden, bestreitet Volkswagen auch im Sammelklage-Verfahren des Vereins für Konsumenteninformation, dass die bis Herbst 2015 in Österreich verkauften 400.000 VWs, Audis, Skodas und Seats keine Clean-Diesel waren, wie in bunten Prospekten angepriesen. Sie waren so mangelhaft, dass die Zulassungsbehörde den Rückruf in die Werkstatt anordnete.

Drei Jahre nach Auffliegen der Abgasmanipulationen scheinen die Wolfsburger Autobauer übermütig zu werden. Um die juristische Krücke "Sammelklage österreichischer Prägung" auszuhebeln, stellt die Volkswagen AG jetzt sogar in Abrede, als Hersteller für die Audi-, Seat- und Skoda-Modelle mit baugleichen Motoren und unzulässiger Motorsteuerung verantwortlich zu sein. Kläger verweist man, salopp formuliert, ans Salzamt.

Erklären lässt sich diese Argumentation am ehesten mit Nervosität. Eine Sammelklage von zehntausend Konsumenten ist selbst für einen Milliardenkonzern ein anderes Kaliber als die Klage eines kleinen VW-Besitzers. Im Lichte von 2,5 Millionen Betroffenen in Deutschland, wo spät, aber doch eine Musterfeststellungsklage ermöglicht wurde, geht ein solcher Vergleich schnell in die Milliarden.

Angesagt wären vertrauensbildende Maßnahmen. Aber die Volkswagen-Chefs zeigen nur die Auspuffkarte. (Luise Ungerboeck, 2.11.2018)