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Dieses dieselfreie Stück Antriebstechnologie "Made in Germany" ist in den USA gerne gesehen.
Foto: Reuters/Airbus

Bremen – 2020 soll das künftige US-Raumschiff Orion zu einem ersten unbemannten Testflug starten und später auch Astronauten transportieren. Diesem Ziel ist die US-Raumfahrtagentur NASA nun einen Schritt näher gekommen: Das in Deutschland gebaute Antriebsmodul, sozusagen das Herzstück des Raumschiffes, ist fertig und konnte von der NASA offiziell in Bremen entgegengenommen werden.

Am Montag soll das Europäische Servicemodul (ESM) auf seine erste Reise gehen, allerdings nur als Fracht. Ein Flugzeug wird den vier Meter hohen Zylinder zum Kennedy Space Center in Florida bringen, wo Ingenieure diesen in den nächsten Monaten mit der Astronautenkapsel verbinden werden. "Das wird noch viel Arbeit", prognostizierte NASA-Programmleiter Mark Kirasich.

Hintergrund

Mittlerweile sind fast 50 Jahre sind seit der ersten Mondlandung vergangen – und dass zuletzt ein Mensch auf dem Mond gewesen ist, ist auch schon wieder erschreckende 46 Jahre her. Jetzt nehmen die USA und auch andere Raumfahrtnationen wie Russland und China den Erdtrabanten wieder ins Visier.

"Wir kehren nicht nur zum Mond zurück. Wir gehen tiefer ins Weltall als die Menschheit je zuvor", sagte der NASA-Direktor für bemannte Raumfahrt, Bill Gerstenmaier. Orion soll zunächst in einer großen Schleife um den Mond herum fliegen und dann wieder zur Erde zurückkehren. Später einmal soll das Raumschiff auch beim Bau einer Raumstation in der Mondumlaufbahn helfen, von der einmal Flüge zum Mars starten sollen.

Doch ohne das Europäische Servicemodul könnte Orion gar nicht fliegen. Denn der Antrieb liefert mit vier Solarsegeln Strom, reguliert die Temperatur im Inneren der Raumkapsel und versorgt die Astronauten mit Wasser und Luft zum Atmen. Der Raumfahrtkonzern Airbus Defence and Space in Bremen hat das 390 Millionen Euro teure System im Auftrag der Europäischen Raumfahrtagentur ESA entwickelt und gebaut. Vier Jahre haben die Ingenieure dafür gebraucht. Noch nie hätten die Europäer ein so kritisches Teil zu einem US-Raumschiff beigetragen, sagte Kirasich.

Der Traum vom Mond, Neuauflage

Beim Jungfernflug soll Orion den Mond umkreisen und dabei mehr als 64.000 Kilometer "hinter" ihn fliegen. Etwa drei Wochen soll die Mission dauern – der NASA zufolge länger als bisher jemals ein Raumschiff im Weltraum unterwegs war, ohne an einer Station anzudocken. Dabei wollen die Experten vor allem die Systeme unter Extrembedingungen testen. Denn für die Mond-Mission gelten hohe Anforderungen.

"Ins tiefe Weltall zu fliegen ist etwas ganz anderes als zur Internationalen Raumstation", sagte der Bremer Airbus-Standortleiter Oliver Juckenhöfel. Die rund 20.000 Bauteile und Komponenten im ESM mussten möglichst leicht und gleichzeitig sicher genug für den Transport von Astronauten sein. Technisch sei das eine Meisterleistung gewesen, sagte Juckenhöfel. Im Werk bauen die Ingenieure und Techniker bereits das zweite Servicemodul zusammen, das nach jüngsten Angaben der NASA im Sommer 2022, spätestens aber 2023 Astronauten bis hinter den Mond bringen soll.

"Das wird ein historischer Moment", sagte der ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt, David Parker. Und dieser könnte nur der Anfang für einen neuen Wettlauf zum Mond sein: 2023 will auch SpaceX erstmals einen Weltraum-Touristen auf eine Reise rund um den Mond schicken. Russland und China wollen bis 2030 Raumfahrer sogar auf dem Mond landen lassen. (APA, red, 4. 11. 2018)