Mensur Suljovic geht als Lokalmatador in die World Series of Darts Finals in Schwechat.

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Der Freitags-Einmarsch von Suljovic-Gegner James Wade.

Wien – "Mir geht’s gut, aber ich spüre den Druck". Mensur Suljovic sagt gerne, was er denkt. Diese Authentizität macht ihn zum Publikumsliebling auf der Darts-Tour. An diesem Wochenende wäre er das aber ohnehin, findet das Finale der World Series of Darts doch in Schwechat statt. "Neben der WM das Highlight", fasst der 46-Jährige gegenüber dem STANDARD die Gefühlslage vor dem Heimevent zusammen.

Erste Major-Ehre in Österreich

Nicht irgendein Heimevent, sondern ein Major. Salopp gesagt ein Ereignis der höchsten Kategorie, ähnlich der Tennis-Einteilung. Freilich könnte der Schwechater Flughafen ebenso anziehend für diese Entscheidung der Professional Darts Cooperation (PDC) gewesen sein wie die Nähe zur lebenswertesten Stadt Wien. Der Hauptgrund ist simpler: Mensur Suljovic. "Früher wollte die PDC nicht einmal ein Turnier in Österreich veranstalten. Seit ich in den Top Ten bin, hat sich das geändert."

Die Creme de la Creme kommt ins Multiversum, unter anderem die zwölf besten Spieler der Order of Merit, der Weltrangliste. Suljovic ist stolz darauf, aber auch gleichzeitig der Leidtragende. Die versammelte Weltelite mündet nämlich in einer knallharten Auslosung.

Erst die Katastrophe, dann Wade

"Jeder kann jeden schlagen", sagt der gebürtige Serbe, der dies letzte Woche auf schmerzhafte Weise bestätigt bekam. Da verlor die Nummer sieben der Welt in Dortmund gegen die Nummer 31, Cristo Reyes. "Eine Katastrophe", sagt Suljovic. "Er ist mein Freund und ich hatte eine Blockade im Kopf. Da ist einfach alles zusammengekommen". Europameister wurde James Wade, am Samstag in der siebenten Partie nach 20 Uhr der Auftaktgegner des Österreichers in der zweiten Runde (best of elf Legs). Keine unbedingt leichtere Aufgabe: "James ist eiskalt auf die Doppel, er nützt jede Chance", sagt Suljovic.

Um ein Leg zu gewinnen, muss ein Spieler 501 Punkte runterspielen und am Ende ein schmales Doppelfeld am Rande der Dartschreibe treffen beziehungsweise das Bullseye in der Mitte. Es ist also nicht die unwesentlichste Fähigkeit im Repertoire. Der Brite Wade führt in dieser Saison die Statistik der Checkouts an, bei denen man mit zwei der drei Darts pro Anwurf den Score auf Null stellen kann (57 Prozent Erfolgsquote). Ein Beispiel: Bleibt die Zahl 90 übrig, stellt man mit Triple 18 (54) auf 36 und hat dann zwei Darts, um die Doppel-18 zu treffen.

Alle Wege führen zu MvG

"Jede Woche ist eine neue Chance", nimmt Suljovic die Herausforderung an. Favoriten beim mit 280.000 Euro dotierten Dart-Gipfel seien Gary Anderson (SCO/4) und vor allem Michael van Gerwen (NED/1). "Die beiden in Topform sind nicht zu schlagen", sagt Suljovic. Um die Ausnahmestellung des Niederländers zu untermauern, existieren mehrere Möglichkeiten. Der zweifache Weltmeister (2014, 2017) führt die Weltrangliste souverän an. Die plakativste Erklärung ist aber: Das Finalturnier der World Series of Darts fand erstmals 2015 statt, "Mighty Mike" gewann seither alle drei Auflagen.

Ausgeglichener verlief der Weg nach Schwechat. Sechs Turniere umfasst die World Series, sechs verschiedene Pfeilkünstler trugen sich in die Siegerliste ein. "Deshalb würde mir der Titel viel bedeuten, weil man damit nochmals herausstechen würde", sagt van Gerwen der PDC.

Schwechat wäre die Krönung

Suljovic konnte das erste Event der Serie für sich entscheiden. Im Mai triumphierte der 46-Jährige beim German Darts Masters in Gelsenkirchen, vor 20.100 Zuschauern in der Fußball-Arena von Schalke 04 – Weltrekord. Im Juni folgte der Erfolg bei den Danish Darts Open. Ende Juli unterlag er Anderson beim World Matchplay in einem dramatischen Endspiel 19:21. Beim World Grand Prix Anfang Oktober erreichte er das Halbfinale (3:4 gegen Peter Wright/SCO/2).

Zwar blieb "The Gentle" sein zweiter Major-Titel nach dem Triumph in der Champions League 2017 verwehrt, eine starke Saison gelang Suljovic dadurch aber allemal. "Ich konnte regelmäßiger trainieren."

Und die nächste Chance ergibt sich ja dieses Wochenende in Österreich. Ein Pokalgewinn in der Heimat wäre für den Wiener das nächste Highlight. Oder wie Suljovic es kurz und bündig ausdrückt: "Ein Traum". (Andreas Gstaltmeyr, 3.11.2018)

An den World Series of Darts Finals von 2.-4. November in Schwechat nehmen 24 Spieler teil, die nach folgenden Kriterien auserwählt wurden:

-Die besten acht Spieler der World Series of Darts-Rangliste, also den Ergebnissen der sechs Turniere der Serie
-Die besten vier Spieler der Weltrangliste, die nicht bereits nach Punkt eins qualifiziert sind
-Acht Wildcards durch die PDC
-Vier Qualifikanten

Zu letzteren gehörte auch Maik Langendorf (46). Der mit österreichischer Lizenz spielende Deutsche unterlag in der ersten Runde dem australischen Wildcard-Teilnehmer Damon Heta 5:6.

Die weiteren Ergebnisse der ersten Runde vom Freitag:

Raymond Smith – Keegan Brown 6:3
Ian White – Kyle Anderson 4:6
Dave Chisnall – Max Hopp 6:1
Jamie Lewis – Dimitri Van den Bergh 6:2
Gerwyn Price – Royden Lam 6:1
Steve Beaton – Daryl Gurney 0:6
Ross Smith – James Wade 3:6

Spiele am Samstag (ab 20 Uhr/best of 11 Legs):

Michael Smith – Kyle Anderson
Raymond van Barneveld – Raymond Smith
Gary Anderson – Dave Chisnall
Peter Wright – Gerwyn Price
Simon Whitlock – Daryl Gurney
Rob Cross – Jamie Lewis
Mensur Suljovic – James Wade
Michael van Gerwen – Damon Heta

Weiterer Spielplan am Sonntag (ab 14 Uhr):
- Viertelfinale: Best of 19 Legs
- Halbfinale und Finale: Best of 21