Moskau/Kabul – Russland wird am kommenden Freitag internationale Gespräche über die Lage in Afghanistan abhalten. An dem Treffen würden Vertreter der afghanischen Regierung und der radikalislamischen Taliban teilnehmen, teilte das Außenministerium in Moskau am Samstag mit. Afghanistans Präsident Ashraf Ghani und die Taliban hätten die Entsendung von Delegationen zugesagt.

Ghani will sich bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr für eine zweite Amtszeit bewerben.

Dem russischen Außenministerium zufolge wird erstmals eine Delegation des Politischen Büros der Taliban aus Doha "an derart ranghohen Gesprächen" teilnehmen. Das Außenministerium in Kabul bestätigte die Teilnahme der afghanischen Regierung allerdings nicht. "Wir verhandeln und reden noch mit russischen Vertretern", sagte ein Sprecher.

Taliban lehnte Regierungen mit Kabul ab

Nach Angaben aus Moskau wurden auch Vertreter der USA, Indiens, Irans, Chinas, Pakistans und von fünf ehemaligen Sowjetrepubliken eingeladen.

Die USA haben ihre Bemühungen zur Aufnahme von Friedensgesprächen mit den Taliban verstärkt. In den vergangenen Monaten trafen sich Taliban-Gesandte mindestens zweimal mit US-Vertretern in Katar, zuletzt am 12. Oktober mit dem neu ernannten US-Sonderbeauftragten Zalmay Khalilzad.

Die Taliban hatten Verhandlungen mit der Regierung in Kabul abgelehnt und sich selbst als rechtmäßige Regierung bezeichnet, die vor 17 Jahren von den USA gestürzt worden sei. Daher verlangten sie direkte Verhandlungen mit den USA.

Moskau hatte bereits im April 2017 zu einer internationalen Afghanistan-Konferenz eingeladen. Daran nahmen jedoch weder Vertreter der USA noch der Taliban teil.

Friedensangebot von Präsident Ghani

Präsident Ghani hatte den Taliban im Februar unter starkem internationalen Druck ein Friedensangebot gemacht. Ein kurzzeitiger Waffenstillstand im Juni nährte Hoffnungen auf ein Ende des seit 17 Jahren andauernden Konflikts.

Im Präsidentschaftswahlkampf dürfte Ghani sich der kriegsmüden afghanischen Bevölkerung als derjenige Kandidat präsentieren, der den langjährigen Konflikt mit den Taliban beenden könnte. Er hatte seine erste Amtszeit 2014 angetreten, als sich die US-geführten Nato-Kampftruppen aus dem Land zurückzogen. Seine Präsidentschaft ist geprägt durch Gewalt, Anschläge, steigende Zahlen ziviler Opfer, politische Machtkämpfe und zunehmende Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen.

US-Soldat starb durch Insider-Attacke

Bei einem Angriff in Kabul wurde am Samstag ein US-Soldat getötet und ein weiterer verletzt, wie die Nato mitteilte. Es handle sich mutmaßlich um eine "Insider-Attacke", bei der ein afghanischer Soldat auf mit ihm arbeitende internationale Soldaten geschossen habe. Es handelte sich um den dritten derartigen Angriff in weniger als drei Wochen.

Der Präsidentensprecher sagte in Kabul, Ghani werde sich im kommenden Jahr "um eine Wiederwahl bemühen". Wer Ghani bei der Wahl am 20. April 2019 herausfordern wird, ist noch unklar. Als mögliche Gegenkandidaten gelten Regierungschef Abdullah Abdullah und der ehemalige nationale Sicherheitsberater Mohammed Haneef Atmar, der im August zurückgetreten war.

Nominierungsverfahren beginnt am 10. November

Nach der Präsidentschaftswahl im Jahr 2014 hatten sowohl Ghani als auch sein Herausforderer Abdullah Abdullah den Sieg für sich beansprucht. Erst nach einer monatelangen Krise einigten sie sich unter Vermittlung der USA auf eine Regierung der nationalen Einheit unter Führung Ghanis.

Das Nominierungsverfahren für die Präsidentschaftswahl beginnt am 10. November. Dann soll auch das endgültige Ergebnis der von Chaos und Anschlägen überschatteten Parlamentswahl veröffentlicht werden, die am 20. und 21. Oktober abgehalten worden war. (APA, 3.11.2018)Moskau/Kabul