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Die Dolomiten-Provinz Belluno ist besonders stark von den Unwettern betroffen – hier am Fluss Piave schwimmen gefallene Bäume.

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Belluno/Rom – Die schweren Unwetter dieser Woche in Norditalien haben einen Großteil der Dolomiten-Provinz Belluno verwüstet. Zivilschutzchef Angelo Borrelli sprach am Samstag von einer "apokalyptischen Situation". In mehreren Orten gibt es seit Tagen kein Strom, teils auch kein Trinkwasser. Nach einem Erdrutsch am Freitag sind einige Dörfer nicht erreichbar.

"Ganz Italien hat unter den Unwettern gelitten, doch im Raum von Belluno ist die Lage besonders schlimm", sagte Borrelli bei einem Treffen mit dem Präsidenten der Region Venetien, Luca Zaia. Acht kleine Berggemeinden seien noch isoliert. "100.000 Hektar Wald sind durch Erdrutsche zerstört worden. Straßen müssen neu gebaut werden. Wir müssen sofort eingreifen, weil die Gefahr der Entvölkerung dieser Berggemeinden konkret ist", sagte Zaia. 3.000 ehrenamtliche Helfer seien im Einsatz, um die Straßen nach Erdrutschen und Überschwemmungen zu säubern.

Schwere Schäden in vielen Regionen

Schwere Schäden wurden auch in der Provinz Udine gemeldet. Der Wald im Saisera-Tal in der Gemeinde Tarvis wurde zum Großteil zerstört. Der Sturm riss Schneisen in die Forste. Tausende Bäume seien entwurzelt, berichteten die Förster.

Venetien-Präsident Zaia telefonierte mit Premier Giuseppe Conte, der im Laufe der kommenden Woche erste Mittel für die betroffenen Gebiete zur Verfügung stellen will. Die Schäden in Venetien betragen eine Milliarde Euro, erklärte Zaia. In Venedig gab es erneut Hochwasser, teilweise lag der Wasserstand bei mehr als 108 Zentimetern, damit aber deutlich unter dem Niveau von Montag. Von den jüngsten Überschwemmungen der vergangenen Tage war auch der Markusdom betroffen

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani besuchte am Samstag Terracina. Der Badeort südlich von Rom war am Montag von Windböen heimgesucht worden – zwei Personen kamen ums Leben und mehrere weitere wurden verletzt. Die Schäden an Gebäuden, in der Landwirtschaft und an den Stränden sind riesig.

Wegen der Schlechtwetterfront gab es am Samstag auch in Sizilien Probleme. Nach heftigen Niederschlägen war die Bahnlinie zwischen Palermo und Agrigent am Samstag unterbrochen. In der Gemeinde Sciacca im Süden der Insel stürzten Brücken ein. Teile der Kleinstadt waren isoliert. Stürme tobten auch auf Sardinien.

Fünf Todesfälle

Bei den Unwettern in Italien sind einige Opfer zu beklagen. Eine 62-jährige deutsche Urlauberin wurde am Freitag auf Sardinien von einem Blitz erschlagen. Eine 87-jährige Frau aus Terracina südlich von Rom, die am Montag schwer verletzt worden war, starb in einem Krankenhaus.

In Trient starb ein 34-Jähriger, der vor vier Tagen von einem Blitz getroffen worden war. Er ist der fünfte Unwetter-Toten in der Region Trentino-Südtirol in dieser Woche. Arbeiten laufen auf Hochtouren in der Dolomiten-Provinz Belluno, um nach schweren Erdrutschen und Überschwemmungen die Straßen zu räumen.

Der Pegel der Hochwasser führenden Flüsse Brenta und Piave werden permanent beobachtet. Sorgen bereitet den Behörden in der Bassano del Grappa die aus dem 16. Jahrhundert stammende Alpini-Brücke über den Fluss Brenta. Die überdachte Holzbrücke, 1569 nach Plänen des Architekten Andrea Palladio gebaut, ist laut Experten instabil. Die Fußgängerbrücke wird mit Hilfe von Sensoren kontrolliert.

Im ligurischen Luxusbadeort Rapallo wird befürchtet, dass Treibstoff aus den 211 Jachten, die bei den Unwettern am Montag zerstört wurden, ins Meer gelangen. Der Badeort Portofino ist auf dem Straßenweg weiterhin nicht erreichbar. Die Schäden an der ligurischen Riviera wurden mit 20 Millionen Euro beziffert.

Der Präsident Liguriens, Giovanni Toti, rief Touristen auf, die betroffenen Gemeinden nicht im Stich zu lassen. Der Ort Santa Margherita sei nach den Überschwemmungen für Besucher wieder zugänglich.

(APA, 3.11.2018)