Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge mit einer klaren Ansage.

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FIFA-Präsident Gianni Infantino soll persönlich Einfluss auf die Aufweichung des Ethik-Codes des FIFA genommen haben

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München – Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hat sich erneut zur Teilnahme des deutschen Rekordmeisters an der deutschen Fußball-Bundesliga und der Champions League bekannt. "Wir stehen total zu unserer Mitgliedschaft in der Bundesliga und analog natürlich auch zur UEFA, die ja die anderen europäischen Wettbewerbe organisiert", sagte Rummenigge am Samstag im TV-Sender Sky.

"Das war bei uns auch nie ein Thema, das infrage gestellt wurde." Eine Beraterfirma soll Real Madrid im Oktober Pläne für die Einführung einer Superliga als Konkurrenz zur Champions League vorgelegt haben, hatte "Der Spiegel" am Freitag berichtet.

Demnach sei vorgesehen, dass 16 europäische Topclubs, darunter der FC Bayern München, eine Absichtserklärung im Laufe dieses Monats unterzeichnen. Solche Überlegungen seien ihm "nicht bekannt", sagte Rummenigge. "Ich kann nur sagen im Namen von Bayern München: Wir haben keine Kenntnis davon, wir sind nicht involviert in solche Geschichten, und es ist für uns kein Thema."

"Bundesliga deutsches Kulturgut"

"Natürlich musst du als Borussia Dortmund, und das ist ja bei Bayern München das gleiche, immer gucken, dass du am Puls der Zeit bleibst, das ist klar", sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Samstag auf die Frage, wie er zu einer Superliga stehe.

Auf der anderen Seite sei aber auch klar, betonte Watzke: "Dass Borussia Dortmund für irgendeinen Wettbewerb dieses Planeten die Bundesliga verlassen könnte, ist total und vollkommen ausgeschlossen. Die Bundesliga ist mittlerweile ein Stück deutsches Kulturgut, und das verlässt du als deutscher Verein nicht."

Abwehrreaktion der FIFA

Die FIFA wehrt sich unterdessen gegen Vorwürfe gegen ihren Chef Gianni Infantino. Der Fußball-Weltverband hat mit scharfer Kritik an Medien und früheren Funktionären auf Berichte über die angebliche Einflussnahme ihres Präsidenten auf den neuen Ethikcode reagiert.

Es sei "kein Wunder", dass diejenigen Funktionäre, "die entfernt oder ersetzt wurden oder unzufrieden sind, weiterhin falsche Gerüchte und Anspielungen über die neue Führung verbreiten", schrieb die FIFA am Freitagabend. "Wir sind uns bewusst, dass es Menschen gibt, die aus Frustration die FIFA aus eigennützigen Gründen untergraben möchten."

Infantino habe Korrekturvorschläge für die überarbeiteten Richtlinien der unabhängigen Ethikkommission gemacht, hatte das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Freitag mit Bezug auf interne Dokumente berichtet. So habe der Schweizer als Antwort auf einen Entwurf von Vassilios Skouris, Vorsitzender der rechtsprechenden FIFA-Ethikkammer, diesem mit mehreren Hinweisen geantwortet. Dabei sollten Voruntersuchungen gegen Funktionäre nur auf Weisung der vorsitzenden Person der Ermittlungskammer durchgeführt werden können.

Korruption kein Vergehen

Der Passus wurde im neuen Ethikcode entsprechend geändert, zuvor konnte das Sekretariat der Untersuchungskammer selbst Voruntersuchungen starten. Formal ist die Ethikkommission ein komplett unabhängiges Gremium. Sie sperrte in der Vergangenheit unter anderem Infantinos Vorgänger Joseph Blatter.

Auf die Vorwürfe gegen ihren Präsidenten ging die FIFA nicht direkt ein. Stattdessen hieß es: Keiner dieser Berichte enthalte Fakten, "die eine Verletzung von Gesetzen, Statuten oder Vorschriften darstellen", hieß es. Infantino betonte: "Es war mir immer klar, dass ich auf starken Widerstand stoßen würde, vor allem bei denjenigen, die nicht mehr von dem System profitieren können, dem sie angehörten."

Der neue Ethikcode war am 10. Juni vom FIFA-Council verabschiedet worden. Dabei taucht unter anderem Korruption nicht mehr explizit als Vergehen auf. Die Streichung des Begriffes verteidigte der Weltverband in der Vergangenheit damit, dass dies keinen maßgeblichen Einfluss auf die tatsächlichen Verstöße habe, die verfolgt werden.

"Weniger als ein Feigenblatt"

"Ich habe immer gesagt, der neue Ethikcode ist Infantinos Werk – das ist der Beweis", sagte Hans-Joachim Eckert, früherer Chef der rechtsprechenden Kammer dem "Spiegel". Infantinos Einmischung sei "ein klarer Verstoß gegen den Kodex und die Statuten der FIFA". Die Neubesetzung der beiden Ethikkammern mit der Kolumbianerin Maria Claudia Rojas als Chef-Ermittlerin und Skouris im Mai 2017 hatte international für Kritik gesorgt.

Eckert bezeichnete die neue Ethikkommission in der Vergangenheit bereits als "weniger als ein Feigenblatt" und kritisierte, dass Rojas weder Englisch noch Französisch spreche und verschwiegen habe, dass sie mit dem früheren Verbandspräsidenten Kolumbiens gut bekannt sei. (APA, 3.11.2018)