Die Elektromobilität, politisch und medial vehement als unterstelltermaßen ökologisch sauberste Lösung eingefordert, kommt in die Gänge. In kürzester Zeit erscheint ein gutes Dutzend Neuzugänge, bei denen auch ein bisheriges Hauptmanko beseitigt sein wird: mangelnde Reichweite.
Zunächst zur Definition. Elektrifizierung des Antriebs – inzwischen betreibt das jeder renommierte Hersteller – beinhaltet vieles: Hybrid, Plug-in-Hybrid (mit am Stecker aufladbarer Batterie), 48-Volt-Bordnetz (rekuperiert viel effizienter Bremsenergie). Ist hingegen von Elektromobilität die Rede, so versteht man darunter einen oder zwei (in Zukunft bis zu vier, für jedes Rad einen) Elektromotor(en) sowie eine Batterie als Energiespeicher, wobei das Stromnetz zur Tankstelle wird.
Wasserstoff statt Batterie
Eine andere Form der Elektromobilität wäre Wasserstoff-Brennstoffzelle. Statt der Batterie kommt als Energieträger Wasserstoff zum Einsatz, die Brennstoffzelle wandelt diesen in elektrische Energie, die wiederum den E-Motor antreibt. Der Technologie werden enorme Zukunftsperspektiven eingeräumt, speziell im Langstrecken- und Nutzfahrzeugbereich. Vorteil: weniger Abhängigkeit von Ostasien (Batteriehersteller) und Rohstofflieferanten. Nachteil: Tankinfrastruktur.
Über das Thema Laden und die Auswirkungen auf die Stromversorgung (wie hoch ist etwa der zusätzliche Energiebedarf) ein andermal, aber Stichwort Schnellladung: Momentan entsteht in Europa die Ionity-Infrastruktur (Kooperation von BMW, Daimler, Ford, VW-Konzern) mit bis zu 350 kW Ladeleistung, 400 Stationen sollen bis 2020 fertiggestellt sein.
Strategischer Partner bei uns ist die OMV, die ersten zwei Standorte sind die Autobahntankstellen in Mondsee (Salzburg) und Eisentratten (Kärnten). Dass Strom (vermutlich) nicht knapper, aber (sicher) teurer wird, ist eine Milchmädchenrechnung: Einkünfte, die dem Fiskus bei verbrennungsmotorischen Pkw entgehen, wird er beim Strom kompensieren.
Die Batterien in Elektroautos funktionieren heute praktisch ausschließlich auf Lithium-Ionen-Basis. Festkörperbatterien zeichnen sich als nächster Schritt ab, Zeithorizont: nicht vor 2025. Generell gilt die Regel, dass sich die Energiedichte der Batterien etwa alle fünf Jahre verdoppelt.
Reichweite und Kosten
Damit lassen sich jetzt erstmals für den Durchschnittskunden akzeptable Reichweiten erzielen, die Rede ist von real 300 bis 600 Kilometern. Auch kann man sich in E-Autos schon für Batterien mit unterschiedlicher Kapazität entscheiden, das ist ja nicht zuletzt eine Preisfrage. Wie sehr indes die Reichweite die Kaufentscheidung beeinflusst – außer es geht nur um Stadtverkehr, dann reicht auch ein E-Smart mit 150 km -, zeigt der Umstand, dass etwa e-Golf und BMW i3 seit Umstellung auf größere Batterien einen regelrechten Nachfrageschub verzeichnen.
Aktuell halten batterieelektrische Fahrzeuge 0,4 Prozent am heimischen Gesamtkraftfahrzeugbestand: 19.011 Stück. Bei den Pkw-Neuzulassungen ergibt sich laut Gerda Fischer von der Statistik Austria heuer von Jänner bis inklusive September ein Marktanteil von 1,6 Prozent – 4484 von 275.758 neu zugelassenen Pkw fahren rein elektrisch. Ein Plus von 9,9 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2017 und weit vor den Plug-in-Hybriden (1639).
Nächste Generation
Von den momentan erhältlichen E-Mobilen mit realen Reichweiten von 200, 250 km aufwärts zu nennen (alles darunter ist bald Geschichte) sind Nissan Leaf, Renault Zoe, BMW i3, VW e-Golf, Hyundai Ioniq Elektro und natürlich Tesla Model S und Model X; das Model 3 gibt's in unseren Breiten hingegen immer noch nicht.
Den Schritt zur nächsten Generation an E-Mobilen markiert der bereits erhältliche Hyundai Kona Elektro mit real weit über 300 km Aktionsradius sowie das Anfang 2019 folgende Schwestermodell Kia e-Niro. Ähnliches gilt für Jaguar I-Pace, Audi e-tron (Anfang 2019), Mercedes EQC (Sommer 2019), BMW iX3, VW I.D. Crozz und Skoda Vision E (diese drei ab 2020), für sie alle gilt: Die E-SUVs kommen, und manche sind ja, wie gesagt, schon verfügbar – theoretisch. Denn, Nachteil: Erst werden die großen Märkte bedient, dann kleine wie Österreich. E-Auto-Fans dürfen sich auf lange Wartezeiten einrichten. Noch wen vergessen? Ach ja, Porsche Taycan. Das Sportcoupé unter den Elektrikern kommt auch nächstes Jahr.
Wie sieht es aber mit erschwinglicher, kompakter Ware aus? Noch für 2019 angekündigt sind die Stadtflitzer von Honda (Urban EV) und PSA (DS 3 Crossback), ein Jahr später legt mit dem VW I.D. der Golf der Elektroära los. Dann ist die E-Mobilität endgültig in der Massenverbreitung angekommen. (Andreas Stockinger, 5.11.2018)