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Salah Khashoggi bei König Salman und Kronprinz Mohammed.

Foto: Reuters

Istanbul – Die Söhne des getöteten Journalisten Jamal Khashoggi fordern die Herausgabe des Leichnams, um ihn in Saudi-Arabien beerdigen zu können. Es sei der Familie sonst nicht möglich, zu trauern und mit der "emotionalen Belastung" umzugehen, sagten Salah und Abdullah Khashoggi in einem Interview mit dem Sender CNN am Sonntag. Die Familie wolle Jamal Khashoggi auf einem Friedhof in Medina beerdigen.

Salah Khashoggi habe bereits mit den Behörden in Saudi-Arabien gesprochen. König Salman habe zugesichert, die Verantwortlichen für den Tod zur Rechenschaft zu ziehen. Bisher wurden die sterblichen Überreste des Journalisten nicht gefunden.

Menschenrechtsrat verurteilt Mord

Saudi-Arabien hat sich am Montag im UN-Menschenrechtsrat wegen der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul und der schlechten Menschenrechtslage im Königreich scharfer Kritik stellen müssen.

Die Befragung zur Menschenrechtslage, der sich die 193 UN-Mitglieder alle vier Jahre stellen müssen, drehte sich zumeist um den Fall Khashoggi, doch gab es auch kritische Fragen zum Umgang Saudi-Arabiens mit anderen Kritikern.

Kritik aus Großbritannien

Der britische UN-Botschafter Julien Braithwaite zeigte sich "zutiefst besorgt über die sich verschlechternde Menschenrechtslage in Saudi-Arabien" und hob die Entrechtung der Frauen, die massenhafte Festnahme von Menschenrechtlern und den verbreiteten Einsatz der Todesstrafe hervor. "Am meisten beunruhigt aber der Mord an Jamal Khashoggi", sagte Braithwaite und forderte, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Auch der US-Vertreter Mark Cassayre verurteilte entschieden "diese vorsätzliche Tötung" und forderte eine "umfassende, abschließende und transparente Untersuchung" zum Fall Khashoggi. Island und Costa Rica gingen noch weiter und forderten eine internationale Untersuchung. Zwar hat sich Riad bereit erklärt, mit der Türkei bei den Ermittlungen zu kooperieren, doch hat Ankara beklagt, dass sich die saudiarabische Staatsanwaltschaft wenig hilfreich gezeigt habe.

Mord im Konsulat

Jamal Khashoggi war Anfang Oktober im Konsulat in Istanbul getötet worden. Ursprünglich hatten die Behörden in Riad abgestritten, etwas mit seinem Verschwinden zu tun zu haben. Später hieß es, der 59-Jährige sei bei einer Schlägerei in der diplomatischen Vertretung ums Leben gekommen. Nun stützt auch die Staatsanwaltschaft in Riad die These eines Mordes. 18 Verdächtige wurden in Saudi-Arabien festgenommen. Die Türkei fordert ihre Auslieferung. Khashoggi war ein Kritiker des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Dieser hat bestritten, irgendetwas mit der Tat zu tun zu haben.

Nach Darstellung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wurde der Mord an dem Regierungskritiker von höchster Stelle der saudiarabischen Führung angeordnet. Erdogan schrieb in einem am Freitag veröffentlichten Gastbeitrag für die "Washington Post", er glaube allerdings "keine Sekunde lang", dass der Mordauftrag von König Salman ausgegangen sei. Er beschuldigte auch den De-facto-Machthaber Kronprinz bin Salman nicht direkt.

Nach jüngsten Angaben der Istanbuler Staatsanwaltschaft wurde Khashoggi unmittelbar nach dem Betreten des Konsulats in Istanbul erwürgt. Ein Erdogan-Berater sagte der Tageszeitung "Hürriyet", die Leiche des Journalisten sei zerstückelt und in Säure aufgelöst worden. (APA/Reuters, 5.11.2018)