Maggie Haberman, Korrespondentin der "New York Times" für das Weiße Haus, beim Telefonat mit Donald Trump.

Foto: Aletheia Films

Dean Baquet, Chefredakteur der "New York Times", verfolgte die Angelobung von Donald Trump im Hauptgebäude der "Times" in Manhattan. Dann stand er auf und sagte: "Dann mal los."

Auch die Filmemacherin Liz Garbus legte los – über ein Jahr begleitete sie die Journalisten der "New York Times". Dabei sammelte sie genug Material für gleich vier Teile einer Serie, die am Dienstag ab 20.15 Uhr auf Arte zu sehen sind. Die Doku ist einerseits ein Rückblick auf Trumps Skandale, etwa die Russland-Affäre mit Michael Flynns Rücktritt und Sean Spicers Rauswurf oder die fehlende Verurteilung des rechts extremen Anschlags in Charlottesville im August 2017.

Lange Beziehung zwischen "Times" und Trump

Die "New York Times" hat nicht das Monopol auf Kritik von Trump – auch andere Medien, etwa die "Washington Post" oder CNN kritisiert der Präsident regelmäßig – und wirft ihnen sogar teilweise vor, Fake-News zu produzieren. Warum sich die Filmemacherin trotzdem für die "New York Times" entschieden hat? "Im Gegensatz zu anderen Medien ist die 'New York Times' die Zeitung von Trumps Heimatstadt. Er hat eine lange Beziehung mit ihr und wird wütend, wenn sie ihn nicht lobt", sagt Co-Regisseurin und Produzentin Jenny Carchman zum STANDARD. "Es sieht die 'New York Times' als die Zeitung der Manhattener Eliten."

Die "New York Times" haben Garbus und Carchman deshalb direkt nach der Wahl kontaktiert. Chefredakteur Dean Baquet erlaubte ihnen zwar, im Gebäude zu filmen, zusätzlich musste das Filmteam die Drehgenehmigung aber von allen Redakteuren einzeln einholen. Schließlich wurde teilweise auch in deren Privatwohnungen gefilmt.

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Chefredakteur: Haben Fehler gemacht

Der New York Times geht es dank Trump gut. Mehr Menschen zahlen wieder für unabhängigen und investigativen Journalismus. Gleichzeitig zeigt der Film aber auch ein Problem, das die Zeitung mit dem Präsidenten hat. Im Wahlkampf habe man versucht, nach altbekannten Regeln über Trump zu berichten, schildert Baquet. "Das war ein Fehler." Kolumnist Jim Rutenberg findet, dass man in das neue Amerika nicht "wie ein Ethnologe hineinspazieren" kann. Das Mikrofon kann man seinen Anhängern aber auch nicht geben.

Vor allem ist "Mission Wahrheit" ein Film über die Menschen hinter den Schlagzeilen. Wenn Maggie Haberman, Korrespondentin im Weißen Haus, vom Präsidenten auf ihrem Handy angerufen wird, wird es still in der Redaktion, die Kamera ist vergessen. Nur die zensierten Namen von Informanten brechen den Schein der Unwirklichkeit. Später hockt Haberman auf dem Boden und erklärt ihrer Tochter per Videotelefonat, dass sie auch heute nicht nach Hause kommen wird. Denn Trump heißt bei der "New York Times" vor allem: Überstunden. (Philip Pramer, 6.11.2018)